Von Sylvia Rustler|OttobeurenMarkus Schindele war schon immer das kleinste der muskulösen 'Gardemädle' aus Ottobeuren. Dafür hat er sich bei jedem Auftritt aber die größten Luftballons unters T-Shirt gesteckt und sich mit seiner riesigen Oberweite gebrüstet - im wahrsten Sinne des Wortes. Der Name der Männergarde, Silikonia, stand damit fest. Die einen schwören mittlerweile auf zurechtgeschnittenen Schaumstoff. Die anderen sorgen weiterhin mit Ballons für weibliche Rundungen - immer in der Hoffnung, dass kein 'Unfall' passiert und dem falschen Vorbau plötzlich die Luft ausgeht.
Die vierzehnköpfige Faschingsgruppe aus Gardemädle, Prinzenpaar, DJ und Trainer gibt es seit 2000. Eigentlich wollten die Mitglieder der Katholischen Landjugend (KLJB) nur eine einmalige, kleine Einlage beim Faschingsball aufführen. Doch das ließen die begeisterten Besucher, die die Truppe sofort zu anderen Veranstaltungen einluden, nicht zu. Inzwischen haben die jungen Männer zwischen 21 und 33 Jahren bis zu zwölf Auftritte pro Saison und proben ab Mitte November zweimal pro Woche.
Aber wer jetzt meint, da würden bei ein, zwei Bier alberne Kunststückchen ausgesponnen, der irrt. Beim Training im Keller des Pfarrheims fließt der Schweiß, spezielle Übungen sorgen für straffe Beine unter den kurzen Röckchen und es wird Wert auf Synchronität und Rhythmus gelegt. 'Es soll was Witziges sein, aber kein Rumgehampel. Es muss schon was dahinter stecken', sagt Trainer Tobias Mayer.
Der Bäckermeister aus Attenhausen klügelt jedes Jahr eine neue Choreographie aus und hat die Gewänder für das Prinzenpaar selbst geschneidert. Außerdem werden die andernfalls hilflosen Männer von drei Frauen unterstützt. Denn die meisten der Tänzer haben - wie etwa Alexander Lohr - 'die Schminkerei dick wie d’Sau'.
Im Pfarrheim-Keller treibt der Trainer die Gruppe gerade zum Dehnen an. Es läuft Pop-Musik und die Männer bemühen sich - einige vergeblich und mit gekrümmten Knien - mit den Fingern an die Zehen zu kommen. 'Was wir für die Damenwelt alles tun', lacht Stefan Schneider, 'nur damit die Frauen ihren Spaß haben'.
Dann werden leichtfüßige Schrittchen trainiert und die Männer versuchen, die behaarten Beine genauso kerzengerade in die Luft fliegen zu lassen wie die Damen. Danach übt das Prinzenpaar und Mayer zeigt Prinzessin Michael Lerf, wie man sich grazil dreht: 'Eine Prinzessin ist wie eine Gazelle'.
'Hoch die Fiaß und nei d’r Ranza'
'Es ist einfach gut, wenn die Leute schreien vor Lachen', schwärmt Markus Petrich nach dem Training - am 'wildesten' seien die Frauen, egal welchen Alters.
'Außerdem kommt man als Mädchen gut mit anderen Frauen ins Gespräch', schmunzelt Klaus-Peter Schneider. Der Unterschied zur weiblichen Konkurrenz: 'Wir sind trinkfeste Gardemädle', lacht Mayer.
Die Konkurrenz selbst ist darauf wahrscheinlich nicht neidisch. Auf die schlanken Waden der Herrnriege aber anscheinend schon. So loben die 'echten' Gardemädle bei Umzügen schon mal die ranken Beine ihrer Nebenbuhler, erzählen die Tänzer augenzwinkernd. Deshalb wollen sie ihrem Schlachtruf auch weiterhin treu bleiben: 'Hoch die Fiaß und nei d’r Ranza, hait lammer eisre Haxa danza.'