Bei ihr liegt man richtig: Evelyn Högerle ist von der Fachzeitschrift "Haustex" zur Bettenfachhändlerin des Jahres 2011 gekürt worden. Zum ersten Mal erhielt eine Frau diesen Titel. Wir sprachen mit Högerle über die Besonderheiten ihres "Traumjobs".
Frau Högerle, sind Sie Bettenfachhändlerin aus Leidenschaft?
Högerle: Auf jeden Fall. Der Beruf macht sehr viel Spaß, weil die Kunden meist gut gelaunt sind. Immerhin geht es um ihren wohlverdienten Schlaf.
Und wie kamen Sie zu diesem "Traumjob"?
Högerle: Ich bin unter anderem gelernte Dekorateurin, habe mir aber durch zahlreiche Seminare und Schulungen die absolut nötige Fachkompetenz angeeignet. Ich führe das Unternehmen Högerle inzwischen bereits seit 2006 in der dritten Generation.
Warum gibt es so viele Bettenhäuser? Der Otto Normalverbraucher legt sich doch höchstens alle zehn Jahre neue Matratzen und Oberbetten zu?
Högerle: Da haben sie recht. Die meisten Menschen kaufen sehr selten eine neue Ausstattung - zu selten. Es ist teilweise gruselig, wenn ich von meinen Kunden mitbekomme, wie lange sie schon auf der gleichen Matratze schlafen. Viele machen sich einfach zu wenige Gedanken über den richtigen und guten Schlaf und sind schlecht beraten. Dass dies ein verkannter Markt ist, hat die Industrie in den letzten Jahren wohl erkannt und darum sind die Bettenhäuser, Betten-Discounter und Internetverkäufer nur so aus dem Boden geschossen.
Das klingt als wären Sie von deren Qualität nicht immer überzeugt. Worauf sollte man denn beim Kauf von Kissen und Co. achten?
Högerle: Eine umfassende Analyse ist das Wichtigste. Das heißt, welche Statur hat der Kunde, wie viel wiegt er, schläft er auf dem Rücken, der Seite oder dem Bauch, hat er Rückenprobleme, liegt das Schlafzimmer auf der Nord- oder der Südseite der Wohnung und so weiter.
Haben nicht Ehepaare meist eine identische Bett-Ausstattung?
Högerle: Ja, aber davon muss man wegkommen. Ich trage ja auch eine andere Jeans-Größe als mein Mann. Jeder hat eine andere Statur und ein anderes Wärmebedürfnis. Männer sind oftmals Schwitzer, weil sie nachts den Stress verarbeiten. Sie brauchen eine dünnere Funktionsdecke. Frauen sind meist eher Frierer, weil sie nachts nur "studieren". Dann brauchen sie eher eine dicke Daunendecke.
Sie engagieren sich auch für einen wohltätigen Verein
Högerle: Ja, für den Verein "Mir fir uib" ("wir für euch", Anm. d. Red.), der Bedürftige und unschuldig in Not geratene in der Region unterstützt. Unsere Kunden bringen uns Bettwäsche, Handtücher, Wolldecken oder Oberbetten, die sie ausrangieren würden. Da sind oft noch richtig gute Sachen dabei. Wir reinigen alles, Decken und Kissen füllen wir teilweise neu mit Federn und dann wird alles an die Bedürftigen ausgeteilt.
Wie wichtig ist guter Schlaf?
Högerle: Jeder Zweite bis Dritte hat in unserer heutigen schnelllebigen Zeit Schlafprobleme. Das wird ein Zukunftsthema bleiben. Umso wichtiger ist es, an der perfekten Bett-Ausrüstung nicht zu sparen. Tagsüber gehen wir zur Physiotherapie und nachts liegen wir uns wieder krumm.
Das ist doch absurd. Der Mensch verbringt ein Drittel seines Lebens im Bett, es ist der meist genutzte Platz im Haus. Da man diese Zeit aber nicht aktiv mitbekommt, kümmern sich die meisten zu wenig um die Qualität ihres Schlafs. Man sollte sich aber wieder mehr darauf besinnen, dass das Bett die persönliche Wohlfühloase sein sollte.