Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Mit Entbehrungen groß geworden

Füssen

Mit Entbehrungen groß geworden

    • |
    • |

    Fasten einst und heute - das ist für Bruder Balthasar aus dem Füssener Franziskanerkloster ein erheblicher Unterschied. Der 73-jährige Geistliche, der aus der Nähe von Dietfurt im Altmühltal stammt und die Franziskaner seit seiner Kindheit kennt, erinnert sich dabei an ein Schlüsselerlebnis: "Wir sind zu Fuß die ungefähr sechs Kilometer bis zum Kloster gegangen. Ein Bub hat dort einen Engel gespielt. Das hat mich in der vorösterlichen Zeit beeindruckt."

    Damals regierten Hunger und Not. "Wir Kinder mussten Vieles entbehren, jeden Tag, das ganze Jahr" - zum Verzicht musste damals, in der Kriegszeit, niemand ermahnt werden. Erst als Novize wurde Bruder Balthasar mit den Fastenregeln vertraut gemacht. Die seien in den Klöstern damals recht streng gewesen: "Aus den drei Mahlzeiten wurden zwei. Um 11 Uhr gab es einfaches Gebäck aus Mehlspeise. Erst um 17 Uhr kam die Hauptmahlzeit auf den Tisch: Fisch oder Eier, oft auch Spinat", erzählt er.

    Und er erinnert sich an ein Fass, das für die Fastenzeit vom Kloster gekauft wurde. "Da war kein Bier drin, sondern Stockfisch", schmunzelt der Geistliche, dessen Bruder Guntram im Füssener Kloster Koch war. Den Unterschied zum heutigen Fasten begrüßt der 73-Jährige: "Jeder Gläubige trägt eigene Verantwortung.

    Ich entscheide mich bewusst dafür, etwa auf mein gewohntes Bier zu verzichten." Für die Brüder des Klosters bedeute dies: kein Fleisch, kein Alkohol und nichts Süßes.

    Dass die Zeit vorbei ist, als derlei Verzicht von oben kontrolliert wurde, freut ihn. "Denn es ist viel erfüllender, wenn wir uns aus freien Stücken innerlich aufs Osterfest vorbereiten." Dazu gehört für ihn jeden Freitag der Kreuzweg, an dem auch andere Gläubige teilnehmen könnten. Generell bete er in der Fastenzeit mehr als sonst, so der 73-Jährige, der 2008 nach der Auflösung des Klosters in Bad Tölz nach Füssen kam und sich dort um Garten, Sakristei und Pforte kümmert.

    Die Fastenzeit hat Bruder Balthasar lange in Italien erlebt. "Mein Eindruck ist, dass die Südländer die Regeln des Fastens sehr streng auslegen. Es wird kaum Wein, sondern nur Wasser zu den Speisen getrunken. Da gibt es Fisch und Nudeln in dünner Soße", berichtet er. Dabei wachse die Vorfreude auf die traditionelle "Colomba" (Taube) - ein Kuchen speziell fürs Osterfest.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden