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Mit Echolot gehts nachts auf Insektenjagd

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Mit Echolot gehts nachts auf Insektenjagd

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    Oberallgäu(rf). - 60 Prozent der bayerischen Tierwelt sind in ihrem Bestand bedroht. Auch im Allgäu gelten zahlreiche Arten als gefährdet. Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz Kempten-Oberallgäu stellt etliche dieser seltenen Exemplare vor. Heute: den Großen Abendsegler. Verhalten und Erscheinungsbild dieser Fledermaus haben für den Namen Pate gestanden. Früh am Abend, oft schon kurz vor Sonnenuntergang, verlässt sie ihr Tagesquartier und mischt sich unter die letzten Schwalben und Mauersegler. An letzteren erinnern ihre langen, relativ schmalen Flügel und ihre rasanten Sturzflüge und schnellen Wendungen. Die größte heimische Fledermaus mit einer Flügelspannweite von 36 bis 40 Zentimeter findet sich im Allgäu vor allem an Gewässern, aber auch an Waldrändern und Parklichtungen. Charakteristisch für diese Art ist, dass sie ihren Jagdflug in Baumwipfelhöhe beginnt. Später jagt sie, den Insekten folgend, auch in geringeren Höhen, unter Zuhilfenahme ihres Ultraschall Echolotes. Den Tag verschlafen sie in Baumhöhlen, Vogelkästen und in Gebäuden. In Kempten gibt es unter der überstehenden Flachdachverkleidung des Wasserwerks eine der größten Kolonien Süddeutschlands mit bis zu 300 Tieren. Sie ist zugleich die höchstgelegene in ganz Deutschland. Im Sommer sind es weniger, da sich die Weibchen in eigene Wochenstuben zurückziehen. Hier hängen sie kopfabwärts, bis im Juni der Zeitpunkt der Geburt näher rückt.

    Nachwuchs meistens Zwillinge Dann dreht sich das Weibchen um, und lässt den Nachwuchs, meist sogar Zwillinge, in ihre Schwanzflughaut gleiten. Die Winzlinge saugen sich schließlich an den Milchzitzen fest. Nach sieben bis acht Wochen erhalten die Jungen Jagdunterricht und werden in die Selbstständigkeit entlassen. Ähnlich den Zugvögeln legen diese Fledermäuse mehr als 1000 Kilometer zurück, um ihre Winterquartiere im milden Südfrankreich zu erreichen. Aber auch im Allgäu überwintern Abendsegler in Baumhöhlen und Gebäuden. Ob es sich dabei um 'flugfaule' Allgäuer oder, was wahrscheinlicher ist, um Zuwanderer aus Südskandinavien, Polen und Russland handelt, bedarf noch der Klärung. Sinkt die Temperatur im Winter unter den für sie kritischen Wert, erwachen sie durch einen Weckreiz aus dem Winterschlaf und erreichen innerhalb kurzer Zeit ihre volle Aktivität um sich in Sicherheit zu bringen. Fledermäuse, deren Körperbau sich in den letzten 50 Millionen Jahren kaum verändert hat, sind die einzigen fliegenden Säugetiere. Alle Arten sind besonders geschützt und dürfen nicht gefangen, vertrieben oder getötet werden. Bei Baumaßnahmen an bereits bekannten Quartieren ist es zweckmäßig, vorher Kontakt mit Fledermausexperten wie Brigitte Kraft vom Landesbund für Vogelschutz aufzunehmen, Telefon (08331) 901182.

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