Wiedergeltingen (stu). - Dorferneuerung - ja oder nein? Vor dieser Frage steht zurzeit der Wiedergeltinger Gemeinderat. Denn nach dem Kauf der früheren Gaststätte 'Stechmücke', die künftig ein Musikerheim, einen Jugendraum und den Bauhof beherbergen soll, steht nun die Sanierung des Gebäudes an. Über die so genannte einfache Dorferneuerung könnte die Gemeinde dafür eine erhebliche Fördersumme erhalten. Der Haken: Wer die einfache Dorferneuerung hatte, kommt nie mehr in den Genuss einer 'großen Dorferneuerung', wie Bauoberrat Wilhelm Preißinger von der Direktion für Ländliche Entwicklung dem Gemeinderat jetzt erläuterte. Deshalb muss sich Wiedergeltingen nun entscheiden, ob es in die einfache Dorferneuerung will und damit für immer von der großen Dorferneuerung ausgeschlossen bleibt oder ob es die Stechmücke selbst saniert und auf Mittel aus der Dorferneuerung verzichtet. Dann könnte Wiedergeltingen in ferner Zukunft noch in den Genuss einer umfassenden Dorferneuerung kommen. Um diese zukunftsträchtige Entscheidung fällen zu können, hatte der Gemeinderat einen Fragenkatalog erarbeitet, den Preißinger nun beantwortete. Er stellte dabei auch kurz die Ziele der 'großen Dorferneuerung' vor, die Wiedergeltingen bereits 1992 beantragt hatte und welche die Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen im ländlichen Raum verbessern soll.
Schon 1992 beantragt 1992 wurden laut Preißinger sehr viele Anträge von Kommunen auf eine große Dorferneuerung gestellt. Etliche davon seien in eine Warteschlange gewandert und befänden sich auch noch in dieser, wenn sich die Gemeinden seitdem nicht mehr gerührt hätten. Preißinger ließ auch keinen Zweifel daran, dass Wiedergeltingen mit zirka fünf Jahren Wartezeit auf die große Dorferneuerung rechnen muss. Für die einfache Dorferneuerung gebe es dagegen keine Wartezeiten. Sie beinhalte lediglich den Zuschuss für ein einziges Projekt, der zeitnah gewährt werde. Die Gemeinde müsse dafür lediglich Planungen und Kostenberechnungen einreichen und die im Zuge der Dorferneuerung immer geforderte 'aktive Bürgerbeteiligung' sicher stellen. Preißinger gab allerdings zu bedenken, dass die 'Stechmücke' relativ weit draußen liege; 'ein zentraler Ort wäre uns lieber', sagte er. Es müsse also unbedingt abgeklärt werden, ob dies die einzige Möglichkeit für ein Haus für die Dorfgemeinschaft sei und ob noch andere Vereine Raumbedarf haben. Auch werde die Direktion für Ländliche Entwicklung sicher Gestaltungswünsche als Bedingung an ihren Zuschuss knüpfen. Dieser Zuschuss könne bis zu 60000 Euro betragen, Außenanlagen würden zusätzlich gefördert.
'Blick nach vorne richten' Offen ließ Preißinger, ob die Gemeinde bereits eine große Dorferneuerung bekommen hätte, wenn sie sich zwischenzeitlich bemerkbar gemacht hätte, wie Norbert Führer wissen wollte. Vielmehr rief Preißinger dazu auf, den 'Blick nach vorne' zu richten. Generell habe er nicht den Eindruck, dass Wiedergeltingen eine Dorferneuerung brauche. Im Gemeinderat ging es dann um anstehende Projekte und die Frage, ob diese im Zuge der großen Dorferneuerung gefördert würden - wie zum Beispiel die Entsorgung von Oberflächenwasser. Hierfür gebe es eigene Förderprogramme zum Hochwasserschutz, mit denen die Gemeinde schneller und besser fahre, sagte Preißinger. Kanalbau werde nicht gefördert, auch keine Maßnahmen an Kreisstraßen wie der Ortsdurchfahrt von Wiedergeltingen. Diese sei auch erst vor wenigen Jahren saniert worden, sagte Bürgermeister Michael Schulz, und benötige höchstens kleinere Verschönerungen, falls einmal eine Umgehung gebaut werde. Zur Problematik der Innenentwicklung des Ortes sagte Preißinger, diese könne auch über Bebauungspläne gesteuert werden, um beispielsweise zu verhindern, dass im Ortszentrum große, hässliche Baukörper entstehen. 'Raten Sie uns von einer großen Dorferneuerung ab?', fragte schließlich Petra Stecher. Preißinger verneinte das, sagte aber: 'Ich will ihnen das nicht so schmackhaft machen, dass alle glauben, es könne gleich los gehen.' In einer der nächsten Sitzungen soll nun die Entscheidung fallen. 'Wir wollen uns schließlich nicht dem Vorwurf aussetzen, wir hätten die Chance einfach vertan', so Huber.