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Mit dem E-Piano im Urwald

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Mit dem E-Piano im Urwald

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    Mit dem E-Piano im Urwald
    Mit dem E-Piano im Urwald Foto: ralf lienert

    Von Freddy Schissler|Kempten'Das ist doch kein Beruf, einfach nur Klavier zu spielen': Wie oft hat sich Murat Parlak diesen Satz anhören müssen, und meist wurde er an ihn herangetragen im Verbund mit der Aufforderung: 'Lerne doch lieber was Gescheites!' Wie oft hat Murat Parlak nach Auftritten auch kritische Stimmen zu hören bekommen, nach dem Motto: 'Was du da geboten hast, hat mir nicht sonderlich gut gefallen.'

    Gut möglich, dass sich der 32-Jährige mit den Ratschlägen und auch mit Kritik intensiv auseinandergesetzt hat. Seinen Weg ist er dennoch gegangen. Er musste ihn weiter gehen, sagt er, denn die Musik arbeite in ihm, seit er denken kann. Eine Alternative zum Beruf des Musikers gibt es für ihn nicht. Aus, basta.

    Das haben auch die Eltern akzeptieren müssen. Und wie das Leben so spielt, sitzt seine Familie an diesem für sie so denkwürdigen Tag in Reihe 3 des Stuttgarter Staatsschauspiels, und man blickt in glückliche und stolze Gesichter und kann die Gedanken erahnen: 'Toll, was unser Murat erreicht hat.' Zusammen mit Entertainer Harald Schmidt steht Parlak im Rahmen des Liederabends 'Elvis lebt' auf der Bühne (wir berichteten), brilliert als musikalischer Leiter des Ganzen am Piano und ist am Sonntag mit dieser Schmidt-Show im Fernsehen (3sat, 21 Uhr) zu sehen.

    'Ein künstlerischer Höhepunkt für mich', sagt Parlak. Die Zusammenarbeit mit dem TV-Star Schmidt kommt freilich nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel. Der Sohn türkischer Eltern hat ein bewegtes Leben hinter sich. Er hat Leuten wie Yehudin Menhuin oder Peter Ustinov die Hand geschüttelt. Er hat Konstantin Wecker kennen gelernt und festgestellt, dass ihn mit dem Münchner musikalisch viel verbindet. Er ist der Sängerin Anne Clarke über den Weg gelaufen, und nach ein paar Worten hat es gefunkt zwischen den beiden - musikalisch, und so spielt der Kemptener seit geraumer Zeit in ihrer Band.

    Ständig ist der kleine Murat in Bewegung

    Die Geschichte von Murat Parlak beginnt schon dort turbulent, wo andere ruhig in ihrem Bettchen liegen. Der kleine Murat, dazu bedarf es keiner Diagnose eines Arztes, ist ein hyperaktives Kind. Immer muss er irgendetwas tun. Ständig ist er in Bewegung. Heute vermutet der Pianist und Sänger, dass schon damals die Musik in ihm tobte. Murat Parlak ist seinen Weg gegangen.

    Unbeirrt, und auch folgende Erzählung scheint wichtig, um das Talent, das in ihm steckt, begreiflich zu machen: 16 Jahre alt ist er, als ihn sein Freund Klaus Spikermann bittet, während eines Urlaubs bei ihm zu Hause die Blumen zu gießen. Dort entdeckt Parlak nicht nur Blumen, sondern auch zahlreiche CDs. Die gibt es im Elternhaus nicht.

    Die Neugier treibt den Jungen zum CD-Player und danach ans Klavier. Er legt Mozart auf und versucht, nachzuspielen. Es gelingt ihm, ohne dass er jemals zuvor Klavier gespielt hat. Das klingt verrückt, aber Parlak schwört: 'Es war so.'

    Verrückt klingt auch, was der Allgäuer mit türkischen Wurzeln vier Jahre später macht. Zusammen mit einem Freund heckt er den Plan aus: 'Lass’ uns mit einem elektrischen Klavier in den Urwald von Costa Rica fliegen.' In dieser Zeit studiert Parlak an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach und sehnt sich nach einem Abenteuer. Das soll er bekommen. Parlak steht bald vor Mitgliedern des Stammes Amubri und unterhält sie mit Pop-Songs, aber auch mit Werken von Ludwig van Beethoven.

    Aus Costa Rica ist Stuttgart geworden. Am Staatsschauspiel scheint Murat Parlak Fuß zu fassen. Der Liederabend ist die zweite Produktion, für die ihn der dortige Intendant Hasko Weber als musikalischer Leiter verpflichtet hat. Und die Geschichte mit Harald Schmidt könnte ein Nachspiel haben. Jedenfalls schwärmte Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, nach dem Liederabend: 'Ein tolles Ding, um das ich Stuttgart beneide.' Klingt stark nach Interesse an einer Aufführung in Berlin.

    Die Show 'Elvis lebt' wird am Sonntag, 21. Oktober, um 21 Uhr im Fernsehsender 3sat gezeigt.

    www.murat-parlak.de

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