Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Mit 90 im Büro ndash zum Surfen

Geburtstag

Mit 90 im Büro ndash zum Surfen

    • |
    • |
    Mit 90 im Büro ndash zum Surfen
    Mit 90 im Büro ndash zum Surfen Foto: Ingo Buchelt

    Viel erlebt hat er. Krieg, Wiederaufbau, Währungsreform – und vor allem viel Arbeit: Zimmermeister Johann Möst senior aus Nesselwang. Heute feiert er seinen 90. Geburtstag. Fast täglich sitzt er noch im Büro der Firma Holzbau Möst am Hertinger Weg, aber nicht mehr an der Arbeit, sondern am PC: Er surft im Internet und versendet E-Mails. Der PC ist 'Hobby und geistiger Trainer', wie er sagt: Als er 1990 die Firma an seinen Sohn Hans übergab, überredete der ihn zu einem Computerkurs. 'Angst vor der modernen Technik hatte ich nie', sagt der Senior schmunzelnd.

    Auch körperlich hält sich Möst fit, mit ausgedehnten Spaziergängen. Er singt im Männerchor, war 40 Jahre lang im Kirchenchor aktiv, ist Mitglied im Krieger- und Soldatenverein und Ehrenmitglied im Skiklub. Und Träger der 'Goldenen Nessel', die er für seinen Einsatz im Heilig-Geist-Spital erhielt.

    Vor 14 Jahren starb seine Frau. Drei Enkel hat der Jubilar und ist froh 'über den guten Kontakt mit den Jungen'. Noch heute versorgt er sich selbst im eigenen Haushalt im bäuerlichen Anwesen in Schneidbach, das seit 1876 in Familienbesitz ist. Nur das Mittagessen nimmt er bei der Schwiegertochter im Nachbarhaus ein. 1958 hatte er von seinem Vater Johann Sägewerk und Zimmerei übernommen, damals noch in der Bahnhofstraße. Und die Landwirtschaft in Schneidbach, die er erst 1990 aufgab.

    Zeit seines Lebens hatte er nicht viel Freizeit: 'Wir hatten kaum Maschinen und mussten schwer arbeiten.'

    Die Lehre absolvierte er auf Wunsch des Vaters in Kaufbeuren. 'Mit dem Fahrrad des Meisters mussten wir Lehrlinge die Brotzeit für die gesamte Belegschaft holen', erinnert er sich. Kaum zuhause, wurde er 1938 'dienstverpflichtet' zur Gebirgsdivision und 1940 nach Russland geschickt. Dreimal wurde er verwundet. 'Die schlimmste Zeit meines Lebens', erinnert er sich an extremste Strapazen, an Gewaltmärsche, Hunger und Durst.

    1947 zurück aus der Gefangenschaft, machte Johann Möst die Meisterprüfung und half, den elterlichen Betrieb wieder aufzubauen. Heute strahlt der Jubilar große Gelassenheit und Zufriedenheit aus: 'Wenn ich gesund und geistig rege bleibe, kann ich mir vorstellen, 100 Jahre alt zu werden.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden