Altusried | az | 1904 bekämpfen deutsche Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwestafrika die aufständischen Hereros, in Moskau protestieren Menschenmassen gegen die Zarenherrschaft. Der US-amerikanische Schauspieler Cary Grant wird in diesem Jahr geboren, ebenso der spanische Maler Salvador Dali und der spätere Bundeskanzler Kurt Kiesinger. Auch bei Marie Reimer steht 1904 in der Geburtsurkunde. Sie ist damit die älteste Oberallgäuerin.
Gestern feierte die älteste Bewohnerin im Oberallgäu jetzt in Altusried ihren 104. Geburtstag. Noch mit 101 Jahren lebte sie allein in ihrer Günzacher Wohnung - und las regelmäßig die Allgäuer Zeitung. Erst 2006 bezog sie ein Zweibettzimmer im Altusrieder Altenheim.
Am 7. September 1904 geboren, wuchs Reimer gemeinsam mit zwei Schwestern auf dem elterlichen Hof im sudetendeutschen Branddorf auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden sie, ihr Mann und die 13-jährige Tochter aus ihrer Heimat vertrieben. Die Flucht endete in Günzach, wo ihr Mann in der ortsansässigen Papierfabrik eine Anstellung fand. Marie Beimer kümmerte sich um Haushalt und Schrebergarten. 1984 verstarb ihr Mann, 1994 die einzige Tochter.
Bis zum Tod ihres Schwiegersohnes im Herbst 2005, mit dem sie, in getrennten Wohnungen, unter einem Dach gewohnt hatte, versorgte sie sich weitgehend selbstständig. Dann aber stürzte sie mehrmals und kam ins Krankenhaus. Nachdem die Ärzte befanden, sie könne nicht mehr in die Wohnung zurück, suchte ihre in Dietmannsried wohnende Enkelin in der nahen Umgebung nach einem Pflegeplatz.
Seit einem weiteren Sturz ist Marie Reimer auf den Rollstuhl angewiesen und lebt weitgehend in ihrem Zimmer. Nicht nehmen lässt sie es sich aber, sich liebevoll um ihren Wellensittich Maxi zu kümmern. Er wird regelmäßig gefüttert und bekommt abends seine Decke über den Käfig, damit das Tier auch schlafen kann.
