Spieldorf in Weiler: Gemeindechef angeblich schlechtes Vorbild wegen vieler Gefängnisaufenthalte Weiler (mir). Das von den Weilerer Kindern errichtete und betriebene Spieldorf nimmt Formen an. Den ersten Eindruck für alle Vorbeigehenden bestimmen derzeit die an allen Ecken und Enden aus dem Boden sprießenden Gebäude.
Auch wenn die zahlreichen Bauunternehmen weithin das Bild bestimmen: das individuelle Häuslebauen soll jetzt doch ein Ende finden, zugunsten einer effektiven Gemeinschaftsarbeit. Es ist erstaunlich, was inzwischen aus dem Gründungsbestand des jungen Gemeinwesens entstanden ist. Gemeindezentrum, Bauhof, 'Schmückerei' (Stoff-, Papier- und Dekoarbeiten), Gasthof und Elterngarten existieren und florieren unter der kindlichen Obhut. Eine Fülle weiterer Unternehmen zeugt von der Vitalität der Kindergemeinde..
Der Bauhof fertigt auf Bestellung unter anderem Schilder, Regale, eine Theaterbühne, Schwarze Bretter, Fußballtore und nicht zuletzt die Briefkästen. Ein anfangs erfolgreicher Waffenladen musste allerdings seine Arbeit frühzeitig einstellen, da der Missbrauch der Waffen trotz Waffenscheinpflicht etwas überhand nahm. Ebenfalls früh enstand eine Polizeistation, die mit dem Wildwuchs unkontrollierter Zuwächse zu kämpfen hatte und im Ruch einer gewissen Härte stand: Das Gefängnis war ständig besetzt. Außerdem waren die Polizisten nicht ganz über den Verdacht einer gewissen Korruption erhaben. Strenge Prüfungen und Kontrollen konnten hier nur bedingt Abhilfe schaffen, zumal ein etwas undurchsichtiger Geheimdienst ebenfalls inzwischen in Aktion ist. Eindeutig sind dagegen die Zuständigkeiten von Feuerwehr (mit selbst gebauten Fahrzeugen) und Technischem Hilfswerk, einer Krankenstation mit Erste-Hilfe-Kursen und einer Fahrschule. Die Fülle der konstruierten Fahrzeuge und Gebäude rief bei der Dorfaufsicht inzwischen sogar einen TÜV auf den Plan, der genaue Kontrollen abnimmt. Im Elterngarten werden Eltern, Großeltern und Besucher zuvorkommend mit Kaffee und Kuchen bewirtet, ein Reisebüro führt für sie Ortsbesichtigungen durch, und die erfreuten Besucher lassen Spenden in die Sammelbüchse wandern. Material in jeder Art wurde vom Organisationsteam gesammelt und von vielen Betrieben und Privatleuten gespendet. Wenn etwas ausgeht, zum Beispiel Nahrungsmittel für den Gasthof oder Holz, Nägel oder Farben, springen das Organisationsteam oder die betreuenden 'Großen' und vor allem auch die örtlichen Betriebe höchst zuvorkommend ein. Die durchschnittlich 190 Bürger müssen freilich auch lernen, mit dem durchaus reichlich Vorhandenen zu haushalten und sinnvoll umzugehen. Die Bürgerversammlung, die mit einer großen Glocke von der Dorfaufsicht einberufen wird, fand ursprünglich mindestens dreimal täglich statt. Eine Unterschriftenliste gegen zuviele Bürgerversammlungen hat sie jetzt auf zwei reduziert. Abernds erfolgt der Bericht der einzelnen Stationen - inklusive Klagen über Drückeberger beim Aufräumen. Am Dienstagnachmittag beantragte einige Bürger ein Misstrauensvotum gegen Bürgermeister Michael Greiner, da dessen häufiger Aufenthalt im Gefängnis kein gutes Vorbild für das Gemeinwesen sei. Der Antrag fand zwar keine Mehrheit, führte aber zu der Wahl einer zusätzlichen Bürgermeisterin (Carolin Übelhör). Inzwischen fühlen sich die Bürger weitgehend adäquat vertreten. Für heute plant das Dorf eine Prämierung des schönsten und am besten ausgestatteten Gebäudes, ferner steht ein Fußballspiel an. 'Manchester United' gegen 'AC Milan'. 14 Uhr auf der Wiese neben dem Feuerwehrhaus. Und am Freitag wird noch vor dem traditionellen Dorffest das Fernsehen erwartet.