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Artikel: Missbrauch: Immer mehr jugendliche Täter

12. Februar 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
monika rohlmann

Frauennotruf Zu wenig Personal für Prävention

Kempten | mor | 'Was ist vorbeugende Arbeit wert?' Diese Frage richtet die Notruf- und Beratungsstelle für vergewaltigte und sexuell misshandelte Frauen und Kinder der Arbeiterwohlfahrt an die Politik. Denn durch die Präventionsarbeit an Kindergärten und Schulen sei die Einrichtung im Allgäu zu einem Begriff geworden. Immer häufiger aber müsse man vertrösten, da die Nachfrage mit dem bestehenden Personal nicht mehr gedeckt werden könne, heißt es im Jahresbericht 2007.

Für ihren Einsatz gegen sexuelle Gewalt wurde übrigens eine der drei Mitarbeiterinnen, Sonderpädagogin Petra von Sigriz, in der Region Lindau als 'Mensch des Jahres 2007' ausgezeichnet.

99 Betroffene suchten im Vorjahr beimNotruf Rat, bei 212 folgte eine längerfristige Begleitung. Nahezu die Hälfte der Ratsuchenden waren Bezugspersonen. Zu den Klienten zählten als Opfer 40 Frauen, 53 Mädchen und zwölf Buben. Bei den Kindern und Jugendlichen waren die jüngsten Opfer zwischen 0 und 6 Jahren. In 60 Fällen ging es um aktuellen Missbrauch, 56 Mal um einen Verdacht, 47 Mal um eine Vergewaltigung, 34 Mal um häusliche Gewalt. Als weitere Ursachen werden Missbrauch in der Kindheit, psychische Misshandlung oder sexuelle Nötigung genannt.

Bei den Tätern vollziehe sich ein Wandel, betonen Sozialpädagogin Ilona Braukmann und Petra von Sigriz. 'Von insgesamt 246 Tätern sind 69 Jugendliche. Seit circa drei Jahren bewege sich die Zahl der jugendlichen Sexualstraftäter auf einem sehr hohen Niveau. Im Gegenzug dazu sinke die Täterzahl bei den Vätern oder Vater ähnlichen Personen. Etwa die Hälfte der jugendlichen Täter seien Bekannte, Freunde, der feste Freund oder Ex-Freund. Mehrmals wurden zudem Bruder oder Cousin als Täter genannt.

Die Beratungsstelle in Kempten ist erreichbar unter Telefon (0831) 12100 oder Frauennotruf-Kempten-AWO@t-online.de