Von Silvia Reich-Recla |DurachViel gescholten wird Kultusminister Siegfried Schneider, auch im Oberallgäu: Kritik gibt es an manchen Schulen wegen unerwünschter Kombi-Klassen, Klagen sind hier und dort wegen mangelnder Lehrerzuteilung zu hören. In Durach aber wird der Minister wie ein Popstar begrüßt: Die Schulkinder applaudieren fast schon frenetisch, als der Gast aus München im Freien ein paar Worte an sie richtet, umringt von Landrat Gebhard Kaiser, Landtagsabgeordnetem Thomas Kreuzer, Durachs Bürgermeister Herbert Seger und Schulleiter Richard Wucherer. Zur Einweihung des neuen Schulbistros für die Ganztagesbetreuung ist Schneider gekommen.
Die 13-jährige Martina Schott hat den Eindruck, dass er "sehr freundlich" ist. Ein kleineres Mädchen wiederum freut sich, als der Minister mit dem Tross der Erwachsenen wieder abzieht: "Cool, dann dürfen wir weiterspielen", ruft die Kleine und springt davon. Gestern war nämlich auch großes Sommerfest an der Duracher Schule.
Es gehe in der Schule "nicht nur darum, Wissen zu vermitteln", sondern auch um die Herzens- und Charakterbildung, sagt der Minister anschließend in der Aula vor geladenen Gästen. "Die Schule öffnet sich, braucht auch gesellschaftliches Engagement. Nur so kann sie erfolgreich sein", fügt Schneider an.
Er nimmt sprichwörtlich "den Hut ab" vor den Initiativen, die in Durach umgesetzt worden sind, nennt auch das Sterne-Projekt, das eine "richtige Weichenstellung gewesen ist".
"Pferdebücher sind gut"

Mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus
Auto erfasst Mädchen (5) nahe der Schule in Durach und verletzt es schwer
Dieses Engagement in der Freizeit soll Schülern "auch helfen herauszufinden, was einem nicht liegt", sagt der Schulleiter und nennt das Beispiel "Pferdewirtin und Tierpflegerin". 13 Mädchen hätten ein mehrtägiges Sterne-Praktikum absolviert und allen sei nach spätestens zwei Wochen klar gewesen: "Pferdebücher sind gut, aber Pferdewirtin ist nicht der passende Beruf für mich", beschreibt Wucherer.
718 Schüler werden in Durach derzeit in 32 Klassen unterrichtet. Darunter seien Jugendliche aus vielen Gemeinden des nördlichen Oberallgäus "unter anderem auch 64 Schüler aus Kempten", erläutert Durachs Bürgermeister Herbert Seger.
In den letzten Jahren sei viel geschehen: Eine Praxisklasse mit sozialpädagogischer Betreuung wurde unter anderem eingerichtet, die Zusammenarbeit mit Firmen, Vereinen und Organisationen funktioniere gut. "Und nun gibt es auch die offene Ganztagesbetreuung," sagt Seger. Dafür sei ein alter Schulkomplex, der Bungalow, umgebaut worden. Fast zeitgleich wurde auch die Decke der Schulaula saniert.
"Wir haben 600000 Euro in die Hauptschule gesteckt", lässt Seger wissen und betont, dass das Land einen Zuschuss von 260 000 Euro für die Bistrogestaltung beigesteuert hat.
Dort segnen Pfarrer Josef Gomm sowie Pastor Michael Stritar die Räumlichkeiten und Schneider bekommt "eine Sterne-Urkunde" vom Schulleiter überreicht sowie lobende Worte mit auf den Weg: "Uns freuts, was Sie in kurzer Zeit erreicht haben - das ist für uns an der Hauptschule eine tolle Geschichte," sagt Wucherer und händigt dem Minister zudem ein von Schülern gestaltetes Kochbuch aus.