Von Reinhold Löchle, Marktoberdorf - Die Erbschaft kommt in einer Zeit, in der die Stadt finanzielle Stärkung sehr gut brauchen kann: Die im Mai 2003 verstorbene Emmi Fendt hat der Stadt Marktoberdorf Immobilien, Bargeld und Wertpapiere im Gesamtwert von schätzungsweise mehreren Millionen Euro hinterlassen. Dies bestätigte jetzt Bürgermeister Werner Himmer auf Anfrage unserer Zeitung. Über den genauen Betrag wollte er sich zum momentanen Zeitpunkt nicht äußern. Was mit dem Vermächtnis geschehen soll, ist noch offen. Zwei Jahre nach ihrem Mann Clemens war im Mai 2003 Emmi Fendt im Alter von 97 Jahren gestorben. Schon die Eltern ihres Mannes betrieben im alten Oberdorf eine Turmuhren- und Bleizugmaschinenfabrik, deren Geschichte bis 1784 zurückreichte. Clemens Fendt lernte Maschinenschlosser, bildete sich bei BMW in München fort, absolvierte das Technikum in Würzburg und kehrte dann in den elterlichen Betrieb zurück, um ihm zunächst mal zu modernisieren. Die Firma Clemens Fendt baute in vielen Orten in der Region Turmuhren ein, darüber hinaus lieferte sie bis 1980 Bleizugmaschinen, die für die Einfassungen von Kirchenfenstern benötigt wurden, in viele Länder. 'Das war eine alteingesessene Oberdorfer Firma', erinnert Bürgermeister Himmer nicht ohne Stolz an diese Fendt-Linie. Er persönlich habe Emmi und Clemens Fendt vor allem von seiner früheren Tätigkeit als Banker sehr gut gekannt. Als Emmi Fendt 2003 starb, habe sie gezielt der Heimatstadt ihres Mannes das Erbe zukommen lassen, zumal das Ehepaar keine Kinder hatte. Auch sonst habe es keine gesetzlichen Erbansprüche gegeben, 'so dass wir facto Alleinerbe sind'.
'Keine Begehrlichkeiten wecken' Weshalb die Öffentlichkeit bislang nicht über die Erbschaft informiert wurde, erklärt das Stadtoberhaupt zum einen damit, die Abwicklung der Erbschaft habe längere Zeit gedauert, zum anderen habe man nicht 'Begehrlichkeiten' wecken wollen, denn 'wir schwimmen nun nicht im Geld'. Freilich ist es ein äußerst respektables Vermächtnis, das Emmi Fendt der Stadt übertragen hat. Zum einen geht es um Immobilien an der Meichelbeckstraße (früherer 'Feneberg') und das Werkstattgebäude dahinter, zum andern um ein Gebäude und ein Grundstück nächst 'Aldi'. Den Wert der Immobilien an der Meichelbeckstraße schätzt Himmer 'je nach Marktsituation' auf 600000 bis 700000 Euro. Dazu kommen noch das Gebäude und das Areal an der Weibletshofener Straße. Über das Barvermögen und den Wert der Wertpapiere, die die Stadt erbten, lässt Himmer sich nicht näher aus. Zusammen genommen stelle es einen Wert im siebenstelligen Bereich dar, aber 'deutlich unter fünf Millionen Euro', so Himmer auf Nachfrage. Was mit dem Geld und dem Grundbesitz nun passiert, ist noch offen. Alle Verfügungen müssten vom Stadtrat abgesegnet werden; so sei die - nicht öffentliche - Beschlusslage, sagt Himmer. Die Verwaltung könne also nicht ohne Einwilligung des Gremiums darüber verfügen. Er selbst habe zwar eine Idee, was damit geschehen könnte, doch sei darüber noch nicht beraten und entschieden. Himmer will die Erbschaft 'auf jeden Fall öffentlich machen'. Ihm schwebt vor, auf einer Gedenktafel an das Ehepaar Fendt zu erinnern und das Vermächtnis zu würdigen. Seinen Worten zufolge kommt es höchst selten vor, dass eine Bürgerin oder ein Bürger im Testament die Stadt Marktoberdorf bedenkt. Er selbst könne sich jedenfalls an einen ähnlichen Fall hier nicht erinnern. Die Stadt sei natürlich immer offen für solche Nachlässe -: 'vielleicht finden sich ja Nachahmer.'