Trotz aller Anstrengungen erhält Zell am See den Vorzug Von Peter Schwarz Oberstdorf Kein in Lila getauchter Ort, kein Millionenspiel einer Schatzsuche und auch nicht TV-Publicity für den Tourismusort. Oberstdorf hat die aussichtsreiche Chance verpasst, im Herbst Schauplatz der Geburtstags-Party der 100 Jahre alten Schokoladenmarke Milka zu werden. Die lila gescheckte Kuh als Maskottchen wird statt dessen wohl in Zell am See in Österreichs Bergen grasen. Ein enttäuschter Bürgermeister-Vize Toni Huber und ein geknickter Kurdirektor Michael Schmidl teilten die frisch eingetroffene Negativ-Botschaft gestern der Öffentlichkeit mit. Der zartesten Versuchung, seit es Schokolade gibt - so der Werbespruch des zum Lebensmittel-Konzern Kraft Foods gehörenden Schokolade-Produzenten- wäre man am Fuß des Nebelhorns herzlich gern erlegen. Abseits des öffentlichen Rummels war wochenlang alles von Gemeindeseite unternommen worden, das Milka-Event gegen die starke Konkurrenz von Mitbewerbern im In- und Ausland hierher zu lotsen. Huber und Schmidl berichteten bei einem Pressegespräch im Rathaus zusammen mit OTG-Geschäftsführer Otto Mäx Fischer und Wirteverbands-Vize Harald Schmitt, wie sehr sich die Kommune als Party-Ausrichter ins Zeug gelegt hat. Milka und Marktgemeinde sind seit Herbst ein kooperierendes Team, was beim PR-trächtigen Spatenstich für eine Berghütte als Hauptgewinn eines Schokolade-Preisausschreibens ins Bild gesetzt wurde (wir berichteten). Das partnerschaftliche Geben und Nehmen - Oberstdorf baut das Wochenendhaus und erhält dafür eine kostenlose millionenfach ausgestreute Werbung mit Skispringer-Ass Martin Schmitt als Sympathieträger - sollte sich vom 12. bis 14.
Oktober fortsetzen. Fast wie für die Kandidatur um die Austragung der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft erbat das Unternehmen vom Ferienort eine Präsentation, wie man die Jubiläumsfeier unterstützen könnte. Alle beteiligten Kräfte im Ort samt der Oberstdorf-Tourismus-Gmb H (OTG) sowie des Hotel- und Gaststättenverbands hatten an einem Strang gezogen, um die Sache an Land zu ziehen, resümierte der Kurdirektor. Als finanzieller Beitrag der Kommune und selbst des Landkreises Oberallgäu für die organisatorische Unterstützung wären 100000 Mark angefallen, wobei allein die Hoteliers kostenlose Quartiere im Wert von 60000 Mark bereitstellen wollten. Hoteliers boten Quartiere an Neben der eigentlichen 100-Jahrfeier will Milka als Finale eines neuen Preisausschreibens zu einer Schatzzsuche nach einer vollen Milchkanne animieren. Der glückliche Finder soll in dem Gefäß 1 Million Mark aufspüren, stets verfolgt von den Fernsehkameras des Privatsenders RTL II, der das gesamte Ereignis ausschlachten wird. Atttraktive Oberstdorfer Zielpunkte, wie der Bergort Gerstruben, die Breitachklamm oder eine Freibergsee-Insel als potenzielle Schatz-Fundstellen wären mit Riesen-Werbeeffekt einem Millionen-Publikum präsentiert worden. Mit großem Bedauern, so las Toni Huber als derzeit amtierender Rathaus-Chef aus einem aktuellen Schreiben von Kraft Foods vor, habe das Unternehmen jedoch Oberstdorf eine Absage erteilen müssen. In Oberstdorf glaubt man zu wissen, dass Zell am See den Vorzug erhielt. Wahrscheinlich hat die intakte Burg dort als fotogene Schatzsucher-Station den Ausschlag gegeben, mutmaßt OTG-Chef Fischer. Auf keinen Fall sei der Zuschlag jedoch durch zeitweise behördeninterne Probleme um die hiesige Milka-Berghütte verspielt worden, schlossen unisono Huber und Schmidl. derlei Überlegungen aus.