Hawangen/Augsburg | syr | Im Betrugsskandal beim Hawanger Milchwerk hat gestern das Landgericht Augsburg die ehemalige Buchhalterin zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Frau rund eine Million Euro beiseite geschafft hatte.
Die Frau aus Hawangen (Unterallgäu) kam mit gefälschten Verrechnungsschecks an das Geld. Sie versah rund 50 Schecks mit der Unterschrift des Büroleiters, der eine Bankvollmacht besaß, und löste die Beträge zu ihren Gunsten ein.
Kontoauszüge gefälscht
Der Betrug blieb zunächst unentdeckt, da die ehemalige Mitarbeiterin äußerst raffiniert vorging. Sie fälschte die Kontoauszüge des Milchwerks mit original Bankpapier. Fehlende Summen glich die Frau laut Staatsanwalt aus, indem sie erwirkte, dass das Finanzamt zuviel Vorsteuer zurückerstattete. Ans Licht kamen die illegalen Transaktionen der damals 47-Jährigen, als ein Bankangestellter im Dezember 2005 Verdacht schöpfte.
Der Staatsanwalt sprach bei der Verhandlung von "erheblicher krimineller Energie". Nach dem ersten gefälschten Scheck im Jahr 2003 in Höhe von 8000 Euro hätten sich die Betrügereien auf Beträge von bis zu 30000 Euro "hochgeschaukelt".

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Außerdem habe die Frau ihr Gehalt eigenmächtig aufgebessert. Nach Angaben des zuständigen Kriminalbeamten ließ sie sich monatlich zusätzlich rund 3000 Euro zukommen. Sie sei der Meinung gewesen, das stehe ihr wegen der vielen Arbeit im Milchwerk zu.
"Ziel des Ganzen war ausschließlich Luxus", sagte der Staatsanwalt, der bei der Angeklagten "kaum ein Unrechtsbewusstsein" feststellen konnte. Den Ermittlern zufolge hat die Frau Luxusreisen wie zum Formel-1-Rennen nach Dubai unternommen und sich Schmuck für 600000 Euro gekauft.
Die ehemalige Buchhalterin, die den Betrug gestand, arbeitete seit über 30 Jahren im Milchwerk. Sie erledigte vielfältige Aufgaben, hatte Zugang zum Tresor und war nach eigenen Angaben pro Monat über 200 Stunden für das Werk tätig. Es sei der Täterin leicht gemacht worden, sagte der Verteidiger. "Die Kontrollmechanismen haben nicht funktioniert."
"Arbeitgeber nicht schuld"
Die Richterin bat darum, die "Kirche im Dorf zu lassen. Man kann nicht sagen, der Arbeitgeber ist selber schuld." Die Frau habe ihre Position geschickt ausgenutzt. Die 200 Stunden Arbeit, die diese ins Spiel gebracht habe, seien unwahrscheinlich und wenn, dann höchstens zum Fälschen der Kontoauszüge benötigt worden.
Für die zweifache Mutter sprach unter anderem, dass sie gestanden hat und nicht vorbestraft ist. Außerdem habe sie zur Wiedergutmachung Schmuck und einen kleinen Teil des veruntreuten Geldes herausgegeben. Wo der Gesamtbetrag genau geblieben ist, konnte nicht mehr geklärt werden.