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Artikel: Milch: Wunschpreis für Bauern noch in weiter Ferne

13. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Landwirtschaft Nach wie vor Markt übersättigt Hoffen auf Beschlüsse der Regierung

Kempten/Allgäu | dec | Noch ist das Ziel nicht erreicht. 43 Cent pro Liter Milch fordert der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) nach wie vor. Derzeit aber liegt der Preis im Allgäu laut BDM-Vorsitzendem Romuald Schaber nur zwischen 33 und 36 Cent. Ein Grund für diese Differenz ist, dass zum Beispiel Trinkmilch stärker nachgefragt wird als Schnittkäse, sagt Emmerich Heilinger vom Milchwirtschaftlichen Verein Allgäu-Schwaben. Demnach zahlen Molkereien, die Schnittkäse produzieren weniger.

"Das kann aber schon sehr bald wieder anders aussehen", sagt der Diplom-Ingenieur für Milchwirtschaft. "Diese ständigen Schwankungen sind heute fast Normalität."

War der vom BDM organisierte Milchlieferboykott Ende Mai, Anfang Juni demnach umsonst? "Nein", ist Schaber überzeugt. "Wir haben nur ein bisschen Zeit verloren." Da aus einer schnellen, direkten Einigung mit den Molkereien nach dem Streik nämlich nichts wurde, warte der BDM derzeit darauf, dass die Agrarminister der Länder im Herbst konkrete Maßnahmen beschließen. Sei das passiert, könne sich der Preis zu den 43 Cent hin entwickeln.

Eine dieser "unerlässlichen Maßnahmen" ist für Schaber die Abschaffung der Saldierung. Das bedeutet, den Landwirten die Möglichkeit zu nehmen, mehr Milch abzuliefern, als ihre Quote vorsieht. "Nur so haben wir die Chance, bundesweite Reserven anzulegen und nur dann können wir flexibel auf die Nachfrage reagieren", so der BDM-Vorsitzende.

Italiener erzeugen selbst genug Milch: Export fällt weg

Derzeit sei mehr Milch auf dem Markt, als nachgefragt werde, sagt auch Heilinger vom Milchwirtschaftlichen Verein. Er sieht dafür zwei Gründe: Zum einen werde zu viel produziert, zum anderen fehle das "Ventil Italien".

Die Lieferungen in das südeuropäische Land gingen derzeit gegen null, da dort heuer ein guter Sommer für entsprechende Futtermengen gesorgt habe. Die Italiener können ihre Milch demnach also selbst erzeugen.

Ohne den vom BDM organisierten Lieferstopp im Frühsommer wäre der Milchmarkt laut Schaber im Moment sogar noch überlasteter und der Milchpreis dementsprechend niedriger.