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Micky Maus beim Militär

Kaufbeuren

Micky Maus beim Militär

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    Micky Maus - den Soldaten in der Kantine der Technischen Schule der Luftwaffe 1 (TSLw1) bietet sich beim Essen ein etwas kurioser Anblick. Denn nach der Generalüberholung der Kantine sind nun originale Graffitis mit dem Konterfei von Micky Maus zu sehen, die vor rund 60 Jahren von amerikanischen Soldaten an die Wände gemalt wurden. "Die Graffitis kommen gut an und sorgen für Augenzwinkern und Interesse bei den Soldaten", berichtet Barbara Brandner, Leiterin der Baumaßnahme vom Staatlichen Bauamt in Kempten.

    Am 27. April 1945 wurde in Kaufbeuren um 13 Uhr Feindalarm gegeben. "Die Amerikaner kommen auf der alten Straße über Pforzen, Leinau, Petersruh und über die nicht gesprengte Wertachbrücke in die Stadt und rattern durchs Rosental zum Rathaus", schreibt Walter Eberle in der Geschichte über die Stadt Kaufbeuren. Da die Stadt kampflos übergeben wird, kommt es zu keinen Schießereien. Dann beziehen die Soldaten Quartier. "Die Offiziere die villenartigen Einzelhäuser, die Unteroffiziere und Mannschaften die neueren Wohnblocks" so Eberle. Und sie beziehen natürlich auch die Kaserne des Fliegerhorstes, die wohl aus den 1930er Jahren stammt. Dort bleiben sie zwölf Jahre. Zu ihren Hinterlassenschaften gehören die Graffitis.

    1957 kam die Bundeswehr

    "Im Jahre 1957 war der Fliegerhorst in Kaufbeuren von der amerikanischen Luftwaffe durch Colonel Richard Tipton an die neu gegründete deutsche Luftwaffe übergeben worden", schreibt Wolfgang Deibler für die TSLw1. Und in der Bundeswehr gelten andere Vorstellungen, wie eine Militärkantine ausgemalt sein soll, weshalb die Graffitis übermalt werden. 2006 beginnt dann die rund 1,5 Millionen teure Generalüberholung des Gebäudes. "Als wir 2008 den Wandputz sanierten, stellten wir fest, dass es Hohlräume gab. Dabei kamen dann die Graffitis heraus", erzählt Statiker Michael Burz. Ein Großes, das durch eine Tür unterbrochen wird, und ein Kleines. Bauamt, Bundeswehr und Architekten waren sich einig, dass die Malereien erhalten bleiben sollen, so Brandner.

    In der Kantine ist eine Notenzeile zu sehen, die mit dem Text "Im beginning to see the light" beginnt und mit "the way to go home" endet, was vielleicht auf Heimweh der Autoren hinweist. Drei Mal ist dabei der Kopf der berühmtesten Maus der Welt zu sehen, wobei zwei Porträts die Noten rahmen. Die von Walt Disney und Ub Iwerk erschaffene Figur war eigentlich nur eine Notlösung, da Disney einen Rechtsstreit über die Rechte an seiner ersten Comicfigur "Oswald the Rabbit" verloren hatte. Doch mit dem ersten Ton-Zeichentrickfilm, "Steamboat Willie", schaffte Micky den Durchbruch. Die Bekanntheit der Maus kam sogar beim Militär zum Tragen, wo Micky als Maskottchen herhielt, aber auch Propaganda mit ihr gemacht wurde.

    Aber das war neben den Comics das übliche Schicksal der Maus, die verfremdet natürlich auch in die Kunst einging. Nun ist sie seit dem Frühjahr als historisches Objekt mit künstlerischem Anspruch auch in Kaufbeuren vertreten. "Die Kaserne hat jetzt eine Kantine auf dem neuesten Stand - sogar Kunst ist darin", meint Burz.

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