Altdorf/Marktoberdorf | vit | Zwischen Marktoberdorf und Biessenhofen kann die Erde in den nächsten Wochen etwas vibrieren. MitSpezialtruckslässt die Firma Geothermie Allgäu rund 20 Quadratkilometer des Allgäuer Untergrunds untersuchen. Bei Altdorf soll nämlich voraussichtlich Anfang 2009 mehrere Kilometer in die Tiefe gebohrt werden. Wie berichtet, vermuten die Experten dort 130 Grad heißes Wasser, das für Stromerzeugung und ein Nahwärmenetz genutzt werden soll.
Grundstück nördlich der B 12
Bereits vergangenen Herbst untersuchte Geothermie Allgäu die Region. Damals entstand aber nur ein zweidimensionales Bild des Untergrundes, erklärt Stephan Uhlig vom Ingenieurbüro Geotec Consult. Es habe sich aber herausgestellt, dass nördlich von Marktoberdorf gute Chancen bestehen, in rund 4000 Metern Tiefe auf heißes Wasser zu stoßen. Um das Grundwasser dort anzuzapfen, hat die Firma bereits ein Gelände bei Altdorf nördlich der B 12 (beim 'Solarstadel') erworben.
Nun soll ähnliches passieren wie in Mauerstetten. Dort stellte die isländische Firma Exorca, zu der auch Geothermie Allgäu gehört, im vergangenen Winter einen 54 Meter hohen Bohrturm auf. Von dort aus sind die Techniker bereits 2500 Meter in die Tiefe vorgedrungen, berichtet Uhlig. Da es Probleme mit der Anlage gab, habe man die angepeilte Tiefe von mehr als 4000 Metern noch nicht erreicht.
In Mauerstetten wird - nach erfolgreicher Bohrung - das heiße Wasser nach oben gepumpt. Dort wird mit dem heißen Dampf Strom erzeugt und die anfallende Wärme soll vor allem für Großabnehmer genutzt werden. Das abgekühlte Wasser wird in die Tiefe zurückgepresst, wo die Hitze des Erdinneren erneut für Erwärmung sorgt. Der Bohrturm aus Mauerstetten wird nach erfolgreicher Arbeit voraussichtlich Anfang 2009 nach Altdorf umgesetzt. Damit die Geologen die Chancen und die Richtung für die Bohrung besser abschätzen können, erstellen sie nun ein dreidimensionales Bild vom Untergrund (siehe Grafik).
Uhlig geht davon aus, dass die Messungen die bisherigen Daten weiter verfeinern. Danach kann man festlegen, in welchem Winkel vom 'Bohrlandeplatz' in die Tiefe vorgedrungen wird. Uhlig erklärt, dass im Voralpenbereich eine 3800 bis 4000 Meter mächtige Sedimentschicht liegt. Dies ist der 'Abfall', der vor rund 50 bis 60 Millionen Jahren bei der Entstehung der Alpen anfiel.
Darunter liegt eine mehrere hundert Meter dicke, rissige Kalksteinplatte. Dabei handelt es sich um den gleichen Kalkstein wie in der schwäbischen und fränkischen Alb, wo diese Schicht nicht von Sediment überdeckt ist. Durch diesen Jurastein sickert auch im Allgäu Wasser, das dort seit mehr als 10 000 Jahren unberührt lagert.
Wenn die Bohrung in Altdorf erfolgreich verläuft, geht es darum, die Wärme zu nutzen. Dass man nicht nur Strom produzieren werde, gebiete schon der ressourcenschonende Umgang mit der Erdenergie, meint Uhlig. Am beliebtesten als Abnehmer seien Betriebe, die konstant einen großen Wärmebedarf haben. Ein Lebensmittelunternehmen wie Nestlé in Biessenhofen, aber auch die Betriebe im Gewerbepark Altdorf seien für ihn potenzielle Abnehmer, meint Uhlig. Ein Netz für Privathaushalte aufzubauen, sei hingegen sehr teuer. Denn immer mehr Häuser haben durch bessere Dämmeigenschaften einen geringen Wärmebedarf.