Von Ralf Lienert Kempten/Berlin - Genau vor 100 Jahren, am 12. September 1906, wurde Gerhard Winkler in Berlin-Rixdorf geboren. Bereits mit sieben Jahren komponierte er sein erstes Lied und besuchte später die Schule des Domchors in Berlin. Ab 1936 arbeitete er als freischaffender Komponist und schrieb 1943 sein bekanntestes Werk: die Capri-Fischer. Seinen Lebensabend verbrachte der Musiker, Arrangeur und Dirigent in Kempten, wo er am 25. September 1977 starb. Schon früh entdeckte man seine musikalische Begabung. 1913 schrieb er das Lied 'An meinen Buchfinken'. So war es nur konsequent, dass Winkler im Oktober 1920 beim Musikverlag Robert Rühle in die Lehre ging und anschließend ab 1922 im Englerschen Konservatorium in den Fächern Klavier und Violine Musiktheorie und Komposition studierte. In den Goldenen Zwanzigern trat Winkler als Ensemblepianist auf und wirkte ab 1936 als Salon-, Schlager- und Filmkomponist. Unsterblichkeit erlangte Winkler mit der Musik der Capri-Fischer. Die Textzeile stammt von Ralph Maria Siegel, dem Vater des Komponisten Ralph Siegel. Doch die 1943 geschriebene Textzeile 'Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt…' war zunächst verboten, denn die US-Alliierten waren zu diesem Zeitpunkt auf Capri gelandet und schickten sich an, die Wehrmacht aus Italien zu vertreiben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Capri-Fischer zur Hymne des Wirtschaftswunders. Wie kein anderes Lied symbolisierte es die Sehnsucht der Deutschen nach Sonne, Strand und Meer.
Bis heute wird der Evergreen von zahlreichen Künstlern und Ensembles (Max Raabe) interpretiert. Im Laufe seines Lebens schrieb Winkler rund 1200 Schlager, vier Operetten und 18 Filmmusiken. Zu den bekanntesten Stücken gehören O mia bella Napoli (1936), das Chiantilied (1940), Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein (1952), Frühling in Sorrent, Zwei Spuren im Schnee, Schützenliesel, Wenn in Florenz die Rosen blühn und viele mehr. Nach Kempten kam Gerhard Winkler im Februar 1976. In Bremberg bei Heiligkreuz kaufte er ein ehemaliges Bauernhaus und baute es als Ferienwohnsitz aus. An den Rollstuhl gefesselt, verbrachte er dort seine letzten Wochen und Monate. Kurz nach seinem 71. Geburtstag, am 25. September 1977, starb er nach zwei schweren Lungenentzündungen. Unter großer Anteilnahme wurde Winkler in Kempten beigesetzt. Auf der Jakobwiese erinnert heute ein Weg an Deutschlands Hitschreiber. Die Liste der Auszeichnungen ist imposant: 1957 erhielt er den Paul-Lincke-Ring, 1966 das Bundesverdienstkreuz und 1976 die Silbermedaille der Kulturabteilung des italienischen Außenministeriums. Die Witwe Traudl Winkler nahm 1996 die posthum für das Lebenswerk verliehene Goldene Stimmgabel entgegen. Seinen Grabstein am Zentralfriedhof zieren zwei seiner schönsten Lieder in schmiedeeisernen Noten: 'Glaub mir' und 'O mia bella Napoli'. i Am Donnerstag 21. September, spielt das Kurorchester Bad Füssing im dortigen Großen Kursaal Melodien zur Erinnerungen an Gerhard Winkler.