Von unserer Mitarbeiterin Iris Voracek, Kempten - Als eines der Aushängeschilder des Radsportclubs (RSC) Kempten trat Kurt Kleinheinz neun Jahre lang für den Verein in die Rennrad-Pedale. Bei der Jahreshauptversammlung verabschiedete sich der 34-Jährige, der seine sportliche Karriere in diesem Sommer ausklingen ließ. Unsere Mitarbeiterin Iris Voracek unterhielt sich mit dem Sportler. Der Diplom-Betriebswirt, Malermeister und Restaurator im Handwerk war 1995 unter anderem mit Bundesliga-Erfahrung nach Kempten gekommen und gehörte in Öschelbronn 1991 dem jetzigen Team Gerolsteiner an. Der Vorsitzende des RSC, Karl Schlusche, hat erzählt, er habe Sie 1995 nach einem Rennen in Burggen von der Dusche weg zum Club geholt. Hatten Sie noch Zeit, sich abzutrocknen, bevor Sie ins neue Trikot geschlüpft sind? Kurt Kleinheinz: (schmunzelt) Wir hatten zuvor natürlich schon telefoniert. Und da hab' ich ihm erzählt, dass ich in Burggen in der Saison 1995 das letzte Rennen fahre. Dort haben wir uns getroffen und über grundlegende Dinge gesprochen. Damals ist der Kriteriumspezialist Jan Koberna für den RSC gefahren. Da wusste ich, dass mit ihm einiges möglich ist. Wie schwer ist Ihnen der Abschied vom RSC gefallen? Kleinheinz: Sehr schwer. Das waren neun erfolgreiche Jahre, in denen alles gepasst hat. Mit den Teamkollegen hat die Zusammenarbeit ebenso gut geklappt wie mit dem Vorstand. Das Team ist gewachsen. Wir Fahrer haben uns immer gut verstanden und ergänzt. Doch ganz ohne Radsport geht es nun doch nicht. Sie fahren wieder bei Ihrem früheren Verein? Kleinheinz: Ja. Es macht eben nach wie vor noch großen Spaß. Ich habe in Bad Schussenried angefangen zu fahren und versuche nun, meine Erfahrung dort an jüngere Fahrer weiterzugeben. Wir sind gerade dabei, in Bad Schussenried und in Bad Saulgau eine kleine Renngemeinschaft aufzubauen. Wenn es weiter klappt, mit wenig Training auf das Podest zu fahren, dann wird man mich auch nächstes Jahr öfters am Start sehen.
Sie haben in Ihrer Karriere viele Siege geholt. An welche erinnern Sie sich am besten? Kleinheinz: Ohje, (zögert kurz). Ich erinnere mich gern an ein Junioren-Sichtungsrennen in Bonn für die Nationalmannschaft 1988. Da hab ich die Gegner dominiert. Ich konnte mit ihnen machen, was ich wollte. Ein schönes Gefühl. Und dann fällt mir mein Sprintsieg 1995 bei der Niederösterreich-Rundfahrt ein, ein offenes Profi-Rennen. Dort war auch der damalige deutsche Straßenmeister Dirk Baldinger am Start. Haben Sie aus Altersgründen aufgehört? Kleinheinz: Nicht unbedingt. Sicherlich ist meine beste Zeit als Radsportler vorbei. Solange es mir aber Spaß macht und ich ein gewisses Niveau halten kann, möchte ich die Nachwuchsfahrer meines früheren Vereins mit meiner Erfahrung unterstützen. Sie haben sich aber auch selbstständig gemacht, oder? Kleinheinz: Ja. Ich habe einen Maler-Betrieb in Bad Saulgau aufgemacht. Das hat meine Entscheidung, beim RSC aufzuhören, natürlich mit beeinflusst. Wie sind Sie zum Rad fahren gekommen? Kleinheinz: Als Achtjähriger habe ich in der Grundschule einen Aushang über ein 'Erstes-Schritt-Rennen' in Bad Buchau gelesen und habe mitgemacht. Auf einem Fahrrad ohne Schaltung bin ich angetreten und habe einen Start-Ziel-Sieg gefeiert. Dort hat mich der Trainer aus Bad Schussenried (der Verein meines damaligen Idols Rolf Gölz) entdeckt. Gleich das erste Rad-Rennen mit Lizenz habe ich gewonnen. Welche Tipps würden Sie heute einem jungen Fahrer geben? Kleinheinz: Wichtig ist: Der Wille zum Sieg muss vorhanden sein. Man darf sich nicht mit weniger zufrieden geben. Manche geben sich mit Platz sechs zufrieden, obwohl sie die Kraft zum Sieg hätten. Außerdem: Erfolgreiche Fahrer beobachten und sich eine eigene Taktik zurechtlegen. Das Interview