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Artikel: "Mehr Mut und mehr Farbe"

20. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
jÖrg schollenbruch

Diskussion AZ-Leser zum Stadtbild und zum abgelehnten Farbton für einen Haus-Anstrich in Rothkreuz

Kempten | az | Einen gelben Ton als Wandfarbe auf ihrer Reihenhaus-Wand wollte wie berichtet eine Kemptenerin in Rothkreuz. Der Bauausschuss verweigerte der Frau diese Farbe und befand: Das Gelb störe die Harmonie, mit diesem Farbton an der Wand sei die Einheitlichkeit des Gebäude-Riegels dahin. Um Geschmacksfragen gehe es dabei nicht. Wir wollten von AZ-Lesern wissen, was sie davon halten und wie sie zu mehr Farbe in der Stadt stehen. Die Anworten der Einsender waren eindeutig: Mehr Farbe und den Hausbesitzern mehr freie Hand bei der Farbgestaltung.

Auf die einheitliche harmonische Wirkung von Hausgruppen berief sich Baureferentin Monika Beltinger in der Diskussion im Bauausschuss. Das sei Ziel des Bebauungsplans. Prägend für die fraglichen Reihenhäuser sei die Holzverschalung im Obergeschoss, die in einem zarten Rosé gestrichen ist und so bleibt. Zu dieser für die Entstehungszeit typischen, pastellfarbenen Gestaltung passe kein kräftiges Gelb. Genau diesen Sachverhalt habe der Bauausschuss festgestellt.

Eine passende individuelle Farbgebung sei damit keineswegs ausgeschlossen, wie an anderen Hauseinheiten zu sehen sei. Ebenso könnten an Hausgruppen ohne vergleichbare rosafarbene Verschalung selbstverständlich kräftige Farben wie das fragliche Gelb verwendet werden.

Die betroffene Eigentümerin, die sich zu Wort gemeldet hat, sieht das anders: Gudrun Brunner weist darauf, dass es in anderen Straßen wie im Cambodunumweg oder beim APC-Park genau jenen Farbton an Häusern gebe, den sie auch gerne an ihrer Fassade sehen würde. Doch was in dem einen Stadtteil erlaubt sei, werde in Rothkreuz untersagt.

"Mehr Mut und Farbe" rät den Verantwortlichen in Kempten Wilma Hohmann aus Probstried, die sich gerne an ihren Aufenthalt in Luxemberg erinnert, wo ihr besonders die bunten Häuser auffielen. Diese Farbenpracht mache fröhlich.

Freie Hand sollte man der Hausbesitzerin in Rothkreuz nach Ansicht von Nordfried Conrad lassen. Der Kemptener findet, "ein bisschen Farbe kann nicht schaden, spiegelt sie doch Lebensfreude wieder". Nicht verstehen kann die Diskussion um ein gelb gestrichenes Haus auch Hans-Jürgen Mai. Denn anderseits werde ja auch kein Einspruch erhoben, wenn ein ganzer Wohnblock in einem eiskalten Blau gestrichen werde, der einen beim Anschauen frieren lässt (Schumacherring Nähe Keck-Kapelle). Dort seien die Bauverantwortlichen eher gefordert.

"Was hat bloß der Bauausschuss für einen Geschmack?" fragt Lisa Rähse. Bei grauen und blauen Häusern sind ihrer Ansicht nach Häuser in Orange ein Lichtblick: "Wir haben einen gelben Anstrich, er strahlt wie die Sonne". "Farben sind Geschmackssache", meint ganz klar Herbert Pfennig, Geschäftsführer der Pfennig Reinigungstechnik aus Durach.