Morgen zum Königs-Geburtstag - Der 48-Jährige ist Pyrotechniker Von Bernd Volland Füssen Tun Sie´s morgen Abend. Gehen Sie runter zum Musical in Füssen an den Forggensee, legen Sie den Kopf in den Nacken oder blicken Sie auf den See. Schauen Sie, was Huttenloher dort zum Geburtstag des Königs anrichtet. Letzte Woche hat er es schon mal getan. Huttenloher, Vorname: Max, Alter: 48, hat mit seinen Helfern den Himmel über Füssen in die Luft gejagt. Rot, blau, golden war die Nacht, keinen Stern hat man mehr gesehen, den Mond hat er vertrieben. Und Huttenloher, den hat´s gefreut, weil es sein Werk war. Am Samstag war´s, während der Ritterspiele. Im orangenen Overall steht er im Baumgarten, auf dem Rücken prangt: AWA. Wo Huttenloher ist, da lässt er´s krachen: AWA, "Allgäu Weapons and Art" heißt das - Waffen und Kunst. Das Waffen verkaufen ist das eine, die Kunst ist das Knallen: Max Huttenloher ist staatlich geprüfter Pyrotechniker, Feuerwerksmeister. Ausgebildet in einer von drei deutschen Schulen in Peißenberg im Schießen, Sprühen, Sprengen. Es ist dunkel auf der Wiese im Baumgarten. Um sie herum sind rotweiße Absperrbänder gespannt: "Zutritt verboten! Feuerwerkabbrennplatz", in der Mitte: vier Kästen, darin: etliche Röhren in verschiedenen Größen und Farben. Fünfzehn Meter abseits leuchtet ein phosphoreszierender Feuerwehrhelm gelblich in Mannshöhe über dem Boden. "Manchmal kann man´s gar nicht erwarten", sagt Huttenlohers Stimme unter dem Helm. Noch ist es nicht soweit. Von der Bühne im Hohen Schloss bläst der Wind das mittelalterliche Dudelsackpfeifen her, auf der Wiese ist es still. Schwarzpulver ist geduldig. 300 Kilo warten in den Röhren als Munition für über 300 Kugelbomben auf ihren Auftritt. Den ganzen Tag haben Huttenloher und seine Helfer für die unscheinbaren Aufbauten gebraucht. Wenn ein Unbefugter über die Absperrung gestiegen ist, hat der Feuerwerker ihn mit ruhiger Stimme zurückgewiesen. Besonnen muss man sein, wenn´s knallen kann. "Gründlich muss man sein", sagt Huttenloher. Und die Vorschriften achten: "Nicht rauchen, keine Körperteile über die Rohre.
"Seit einem Jahr ist Huttenloher geprüfter Pyrotechniker und nie sei es bisher gefährlich gewesen. "Feuerwerke explodieren nicht, sie brennen ab oder versprühen", erklärt er. Bei der Katastrophe in Enschede sei Sprengstoff im Spiel gewesen. Huttenloher kennt sein Metier. Von klein auf. Wo der Max ist, da knallt´s bald. Das hat man in der Füssener Nachbarschaft gewusst, seit der ersten Sprengung mit acht Jahren. Und wenn dem Nachbarn eines Tages mal nicht das Herz in die Hose rutschte ob eines lauten Krachens, dann erkundigte er sich gleich nach dem Wohlbefinden des kleinen Max. An diesem Abend im Baumgarten geht´s ihm gut. Showtime. Kunst. Max Huttenloher, studierter Grafikdesigner und Kunstmaler sieht sich nicht als Knaller, sondern als Künstler: "Es ist, als würde man mit einem Riesen-Pinsel den Himmel bemalen." Wenn er solches sagt, werden die Augen groß. Dabei ist sein Werk bei den Ritterspielen nur ein "normales großes" Feuerwerk. "An Ludwigs Geburtstag gibt es was ganz Besonderes: 40 Fischerboote mit bengalischen Feuern, der Forggensee wird leuchten, eine Krone wird aus dem Wasser steigen." Wenn er solches sagt, werden die Hände zu bengalischen Feuern, malen Kronen in die Luft. Irgendwann hat das Schwarzpulver genug gewartet. Das Handy piept: "Es kann los gehen." Huttenlohers Kollegen zünden die Lunten. Die erste Ladung knallt, sie jagt die Bomben in den Himmel. 100 Meter, 200 Meter, 300 Meter hoch. Die Nacht explodiert. "Schmetterling", "Wasserfall", "Herzen", Brokatkrone", sagt Huttenloher ruhig, blickt unter dem Helm nach oben, von wo die Funken regnen. Bei jeder kleinen Pause hört man auf der einsamen Wiese das Klatschen und Johlen vom Hohen Schloss. "Es gibt niemanden, den ein Feuerwerk nicht rührt", hatte er gesagt, bevor er den Himmel in die Luft jagte. Und dann erzählte er von seinem Traum: "Alpen in Flammen - so wie das große Flussfeuerwerk "Rhein in Flammen". Die Berge also auch.