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Massive Klagen über Änderungen im Telefonnetz

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Massive Klagen über Änderungen im Telefonnetz

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    Von Veronika Krull , Kleinwalsertal/Jungholz - Von 'befremdlich' bis 'katastrophal' rei-chen die Reaktionen aus Österreich und dem Allgäu zum Beschluss der Deutschen Telekom, zum Jahresende für das Kleinwalsertal und Jungholz die Auslandsvorwahl einzuführen. Deutsche Unternehmen mit Zweigstellen in den Zollanschlussgebieten, österreichische Hotels und Handwerker fürchten eine Kostenlawine. Die deutsche Telekom hatte gestern Informationen unserer Zeitung bestätigt, dass die deutschen Ortsnetz-Vorwahlen für die österreichischen Exklaven Jungholz und Kleinwalsertal zum Ende dieses Jahres definitiv abgeschafft werden (wir berichteten). Als 'katastrophal' bezeichnet Ulrich Leitgeb, der ein Geschäft für Elektrotechnik in Riezlern betreibt, die geplante Umstellung. Das Telefonieren würde viel umständlicher, alle Prospekte müssten umgeändert werden. Ähnlich sieht es Viola Hirschbühl. Sie ist Marketingleiterin bei der Firma Wilhelm Geiger in Oberstdorf, die mit zwei Werken im Kleinwalsertal vertreten ist. Die Expertin rechnet mit einem 'ziemlichen Preisbatzen', den allein die gestiegenen Telefongebühren verursachen werden. Außerdem müssten Preislisten neu gedruckt, Telefonbücher korrigiert und alte Kunden verständigt werden. Nicht auszuschließen sei, dass der eine oder andere Gast ausbleibe, fürchtet Achim Golm vom Ifen-Hotel in Hirschegg.

    95 Prozent der Gäste kommen ihm zufolge aus Deutschland - und für diese Kunden sei die Umstellung natürlich eine Kostenfrage. Auch Claudia Berlinger aus Riezlern, Vertreterin der Interessengemeinschaft der Privatvermieter im Kleinwalsertal, kann sich gut vorstellen, dass sie Gäste verlieren: 'Wenn jemand nicht erreichbar ist, wendet sich der Anrufer woanders hin.' 'Bedauern' äußert Andreas Herz, Geschäftsführer der Ifen-Bergbahn. Es werde sicherlich eine Zeit dauern, bis sich die Gäste umgewöhnt haben. 'Die Auskunft macht ihr Geschäft', kommentiert er die Folgen, wenn die Deutschen keinen Anschluss mehr unter der alten Nummer haben. Die Ausgrenzung des Kleinwalsertals und Jungholz aus den deutschen Telefonbüchern verdeutlicht einmal mehr die Zwitterstellung dieser Regionen, die zwar zum deutschen Wirtschaftsgebiet zählen, aber unter österreichischem Recht stehen. Das zeigt sich etwa bei der Autoversicherung, erläutert Armin Weitnauer, freier Versicherungsmakler in Oberstdorf. So müsse die Haftpflicht nach (relativ teuren) österreichischen Tarifen erfolgen, die Kasko dürfe dagegen auch bei einem deutschen Makler abgeschlossen werden. Noch interessanter ist die Verflechtung im Postwesen, erläutert Erwin Süß, stellvertretender Leiter des Postamts Riezlern. So werden Briefe nach Europa grundsätzlich nach dem (günstigeren) österreichischen Tarif von 51 Cents verschickt (in Deutschland 56 Cent), bei den schweren Sendungen greift dagegen der deutsche Tarif, weil er hier billiger ist. Von diesem Entgegenkommen werden deutsche Autofahrer wohl weiter träumen müssen: Eine Angleichung der Benzinpreise an österreichische Verhältnisse steht derzeit nicht zur Debatte, so Jürgen Schuster von der 'Aral'-Tankstelle in Mittelberg.

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