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Marstall-Museen: Aus für einstigen "Meilenstein"?

Kempten

Marstall-Museen: Aus für einstigen "Meilenstein"?

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    Marstall-Museen: Aus für einstigen "Meilenstein"?
    Marstall-Museen: Aus für einstigen "Meilenstein"? Foto: erika bachmann

    Von einem "Meilenstein" schwärmten die Initiatoren und waren sich sicher, im ehemals fürstäbtlichen Reitstall "die bedeutendste Einrichtung ihrer Art in ganz Europa" zu schaffen. Fast auf den Tag genau 20 Jahre später könnte nun aber das Ende eingeläutet werden für das einst so gefeierte Museumsprojekt im Kemptener Marstall. Wie mehrfach berichtet, kommen seit Jahren derart wenig Besucher in das Alpinmuseum und die Alpenländische Galerie, dass eine Schließung in Erwägung gezogen wird. Eingebettet wäre diese in den kompletten Umbau der Kemptener Museenlandschaft - am Montag, 8.März, sollen die Empfehlungen des Arbeitskreises im Schul- und Kulturausschuss vorgelegt werden. Heute, Dienstag, öffnet der Marstall nach der Winterpause wieder seine Pforten.

    Die Vorgeschichte: Schon seit einigen Jahren bereiten die Besucherzahlen in den Museen der Stadt Kopfzerbrechen. In den Marstall beispielsweise kommen jedes Jahr noch maximal 8000 Besucher. In den ersten drei Jahren von Alpinmuseum und Alpenländischer Galerie waren es dagegen im Durchschnitt fast 17000 Besucher jährlich.

    Wohin könnte die Reise gehen? Bereits bekannt ist, dass die Stadt künftig nur noch zwei bis maximal drei klassische Museen unterhalten will. So könnten die römischen Funde vom Zumsteinhaus hinauf an den (auszubauenden) Archäologischen Park Cambodunum verlegt werden. Und die Ausstellungsstücke im Marstall könnten in den Bestand des Allgäu-Museums integriert werden. Eine weitere Möglichkeit ist, Teile der aus allen Nähten platzenden Stadtbibliothek in den Marstall zu verlagern.

    Warum wurden die Museen dann nicht längst aufgelöst? Weil das gar nicht so einfach ist. Denn die Museen im Marstall sind keine städtischen Einrichtungen, sondern Zweigmuseen des Bayerischen Nationalmuseums in München. So gehören fast alle Stücke, die in der Alpenländischen Galerie zu sehen sind, dem Nationalmuseum. Zuständig sind die Münchner auch für das Konzept sowie die wissenschaftliche Leitung. "Dieses anfangs gewollte Konzept mit möglichst vielen Zweigmuseen scheitert heute vor allem an den geringen Mitteln des Nationalmuseums", sagt Kulturamtsleiter Dr. Gerhard Weber.

    Wo ist die Verbindung festgehalten? Im Oktober 1982 schlossen Freistaat und Stadt einen Vertrag. Dieser sieht etwa vor, dass die Stadt die Eintrittsgelder behalten kann, dafür aber den baulichen und sonstigen Gebäudeunterhalt tragen sowie das Personal stellen muss.

    Wann endet der Vertrag? Bislang war die Verwaltung davon ausgegangen, dass die Verträge in zwei Jahren auslaufen würden. Denn die Verbindung wurde auf zunächst 30 Jahre festgeschrieben. Allerdings: Recherchen unserer Zeitung ergaben, dass die 30-jährige Vertragslaufzeit erst mit Übergabe der Räumlichkeiten im Jahr 1985 begann und nicht bei der Unterzeichnung. Der Vertrag endet 2015.

    Was heißt das? Um schon vorher über den Marstall verfügen zu können, müsste die Stadt vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen.

    Was sagt das Nationalmuseum? Ein Ende der Verbindung, so erklärt Generaldirektorin Dr. Renate Eikelmann, würde man zwar bedauern. Denn die Zusammenarbeit mit Kempten sei immer gut gewesen. Allerdings wäre das Museum laut Kulturamtsleiter Weber bereit, die Zusammenarbeit früher zu beenden - ohne weitere Nachteile für die Stadt. Stücke aus den Museen könnten sogar als Leihgabe in Kempten bleiben und dann beispielsweise im Allgäu-Museum ausgestellt werden.

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