Chancen: Marktoberdorf will Eltern für Erziehung ihrer Kinder stark machen

30. März 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Tobias Bunk

Familienzentrum St. Magnus Vorbild im Allgäu – Bundesministerium fördert Marktoberdorf mit bis zu 10 000 Euro

Das Marktoberdorfer Familienzentrum St. Magnus bekommt Modellcharakter: Es gehört zu den 100 Einrichtungen in Deutschland, die durch das Programm des Bundesfamilienministeriums 'Elternbegleitung Plus' unterstützt werden. Dessen Ziel ist es, Eltern bei der Förderung ihrer Kinder noch stärker unter die Arme zu greifen. Bis zu 10 000 Euro erhält das Familienzentrum, zu dem der Kindergarten St. Magnus und die Schulkindbetreuung gehören, nun jährlich bis 2014. 'Jedes Kind soll eine Chance auf frühe Förderung und damit einen erfolgreichen Bildungs- und Lebensweg erhalten', schrieb Bundestagsabgeordneter Stephan Stracke (CSU) in einer Mitteilung an die AZ. Im Allgäu wird neben Marktoberdorf nur noch Lindau gefördert.

Für die Eltern der 50 Schul- und 70 Kindergartenkinder des Familienzentrums sowie der Krippenkinder gab es schon vor dem aktuellen Förderprojekt regelmäßige Angebote: So tauschen sich monatlich Eltern – überwiegend Mütter – in einem Elterncafé aus oder hören Vorträge über Homöopathie oder Kindermassage. Eltern organisieren dabei auch Nationencafés, als nächstes Land wird Russland vorgestellt. Unter anderem sollten Migranten und bildungsferne Schichten besser ins System integriert werden, nennt Hilde Beck-Held, Koordinatorin des Familienzentrums, einen wichtigen Aspekt der Elternbegleitung.

Konzept mit Partnern

Mit dem Projekt 'Elternbegleitung Plus' wird die Reichweite nochmals erhöht: So soll ein Teil des Fördergeldes in einen mit der VHS schon gestarteten Deutschkurs für ausländische Eltern fließen. In erster Linie werden mit den 10 000 Euro Fortbildungen der 15 Mitarbeiter des Familienzentrums finanziert werden. Zur Elternbegleiterin bildet sich bereits Hilde Beck-Held weiter. Voraussetzung für die Aufnahme ins Projekt war außerdem die Vernetzung mit dem Programm 'Sprache und Integration', das die Sprachentwicklung schon sehr früh fördert. In Marktoberdorf verfügen die Krippe, der Martinskindergarten und das Familienzentrum über dieses Angebot.

Das Familienzentrum plant auch Vernetzungen mit den örtlichen Grundschulen, denn das Projekt begleitet Kinder und Eltern von klein auf bis zum Ende der vierten Klasse. 'Wir sollen die Eltern auch beim Schulübertritt beraten', sagt Caroline Baur, Leiterin des Familienzentrums. 'Für das Projekt konnten wir uns nur bewerben, weil wir bereits eine vertragliche Kooperation mit der VHS und den Marktoberdorfer Pfarreien hatten', erklärt sie. Weitere Mitglieder für das Netzwerk wie die Erziehungsberatung sind schon gefunden.

Mehr Spielraum

In der Entwicklung eines Konzeptes seien sie aber noch recht frei, berichtet Hilde Beck-Held. 'Die Fördermittel können wir für Öffentlichkeitsarbeit oder Vortragshonorare hernehmen, das erleichtert vieles', ergänzt Caroline Baur. 'Wir bekommen auch gerade für schwierigere Familiensituationen, wie etwa bei Alleinerziehenden, mehr Spielraum', freut sich Wolfgang Wieder von der Stadtverwaltung.

Auch Kontakte knüpfen

'Zum Elterncafé kommen ganz unterschiedliche Mütter', sagt Mutter Elke Kraus, welche die Treffen mit Antje Neßmann mitorganisiert. Für Semmeln und Kaffee gebe es übrigens kein Geld vom Bund, sagt Caroline Baur. Auch nur ein geringerer Teil des Geldes dürfe für die Ausstattung des Cafés verwendet werden.

'Wir sind alle an der Erziehung der Kinder beteiligt', sagt Hilde Beck-Held. Das sei auch der Gedanke des Familienzentrums sowie des Projektes 'Elternbegleitung Plus', das Eltern durch gezielte Angebote stark machen will. Da stelle eine Erzieherin auch mal den Kontakt zur Logopädin oder zur Erziehungsberatung her.