Von Michael Hanel |OberstdorfBach, Rheinberger, Poulenc - Kirchenmusik aus drei Jahrhunderten, Vokales und Instrumentales boten der Süddeutsche Kammerchor und Dozenten des Oberstdorfer Musiksommers jüngst in der Pfarrkirche St. Johann Baptist in Oberstdorf.
Eröffnet wird mit Bachs "Christe du Lamm Gottes" (BWV 233a). Unter der Leitung von Gerhard Jenemann gehen die jungen Sänger das Werk forsch an. Ein kompakter, angenehmer Chorklang steht einer bisweilen unruhig wirkenden Interpretation gegenüber, die der Akustik in der großen Pfarrkirche nicht immer zuträglich ist. Wohl versuchen Franz Günther (Orgel) und Peter Buck (Violoncello) als Continuo-Gruppe den Duktus des sehr agilen Dirigenten aufzugreifen, dieser bemüht sich mit großer Geste dem Werk eine eigene Note zu verleihen, der Puls der Komposition ist indes nicht immer klar erkennbar. Ähnlich verhält es sich beim "Sanctus D-Dur" (BWV 238). Wieder überzeugen Chorklang und Instrumentalisten, wieder lässt Jenemann das Werk nur bedingt atmen.
Wie anders die Interpretation der "Messe F-Dur" von Francis Poulenc. Großartig gelingen dem Chor die fragilen Passagen, Jenemann setzt beeindruckende Akzente. Herausragend die Leistung der Solisten, die die lyrischen Kantilenen des "Agnus Dei" unaufgeregt reflektierend gestalten. Plastisch gelingt ihr Dialog mit dem Ensemble.
Höhepunkt des Abends ist die "Suite c-Moll op. 149" von Gabriel Rheinberger. Elisabeth Weber (Violine), Peter Buck und Franz Günther verstehen es vortrefflich, auch auf die große Distanz von der Empore herab das Werk dem Zuhörer auf eindringliche Weise nahe zu bringen.
Die liebliche Registrierung korrespondiert in idealer Weise mit dem zupackenden, stets präsenten Streicherton, und die vier Sätze entfalten durch die meisterhafte Interpretation ihre markante Persönlichkeit.
Nach dem "Concerto für Orgel d-Moll" (BWV 596) - der zweite Satz "Largo e Spiccato" recht flott, der dritte Satz "Allegro" eindringlich dank bissiger Mixturen - erklingt die Motette "Jesu meine Freude" (BWV 227). Wie bei den Bachwerken zuvor setzt Dirigent Gerhard Jenemann den elf Sätzen enge Grenzen, arbeitet viel mit Dynamik, treibt an, bremst ein. Nicht verwunderlich daher, dass die rasante Fuge "Ihr aber seid nicht fleischlich" bisweilen zu zerbrechen droht. Begeistern kann der Chor mit brillanter Technik und Textverständlichkeit. Innig die Choräle, herrlich die Solisten, denen trotz großer Entfernung zueinander eine meisterhafte Zusammenarbeit gelingt.
Viel Applaus vom überzeugten Publikum für einen interessanten Konzertabend mit etlichen Glanzlichtern.