Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Mannschaft mit Charakter

Allgäu

Mannschaft mit Charakter

    • |
    • |

    Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Lutz, Ottobeuren - 'Wir sind auf dem Zahnfleisch dahergekommen', sagte Micky Schneider nach der Partie der Regionalliga-Handballer des TSV Ottobeuren. 'Wo wir letzlich die Kraft hergenommen haben, weiß ich nicht'. Ohne Jox Lang, Herbert Tschugg, Achim Wittlinger und Torhüter Armin Königsperger, der sich beim Aufwärmen den Fuß umgeknickt hatte (Manager Willi Höbel: Wenn du schon kein Glück hast, dann kommt auch noch Pech dazu') besiegten die Unterallgäuer den Tabellendritten SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen (der Einfachheit halber im Folgenden nur noch 'Gäste' genannt) in einem mitreißenden Schlussspurt mit 28:25 (12:12). Die Zuschauer honorierten den Kraftakt der ihren und erhoben sich vor dem Abpfiff, um das Team im Stehen zu feiern. 'Dass wir das Ding noch umgebogen haben, zeigt den Charakter der Mannschaft', sagt Höbel anschließend. Und es zeigt auch, dass Zusammenhalt ein Wort ist, dem in Ottobeuren viel Wert beigemessen wird. Nicht nur dass Schneider von seinem Rücktritt zurücktrat. Angesichts der Verletztenmisere lief auch Gerhard Tschugg auf, der im Mai 2003 das letzte Mal Regionalliga-Luft geschnuppert und zuletzt nur in der dritten Mannschaft gespielt hatte. 'Ich bin zwar fertig, aber glücklich', sagte Tschugg. 'Das hat heute richtig Spaß gemacht', mit dem Eisbeutel auf dem lädierten Knie. 'Die Mannschaft hat gebissen und wir haben verdient gewonnen. Unser Wille hat den Ausschlag gegeben.' Gerhard Tschugg ließ aber durchblicken, dass sein Comeback eine einmalige Sache gewesen sei.

    Am seidenen Faden gehangen Zwischendurch war der Sieg der Mannschaft von Trainer Zoran Tosic jedoch am seidenen Faden gehangen. In nur sechs Minuten machten die Gäste aus einen 12:14-Rückstand (33.) eine 18:16-Führung (39.). Mit einer Energieleistung glichen die Allgäuer zum 22:22 (52.) aus. In Überzahl gerieten sie aber 22:24 in Rückstand und die Punkte waren eigentlich weg. Doch in der Schlussphase kam Ottobeuren zu Gute, dass die Schiedsrichter nun endlich die Fouls der Gäste (Trikot ziehen, Schlagen) mit Zeitstrafen ahndeten, die sie vorher lange durchgehen ließen. 128 Sekunden vor Schluss traf Mischa More nervenstark per Strafwurf zum 27:25. Den Endpunkt setzte Wilson Pearce 48 Sekunden vor dem Ende mit dem Treffer zum 28:25 ins verlassene Tor der Gäste. Tosic lobte vor allem seine wieder gefestigte Abwehr, sowie das Überzahlspiel: 'Ansonsten unsere Schwäche. Aber heute haben wir es oft genutzt. Dieser Sieg war lebenswichtig'. Höbel relativierte ein wenig die Euphorie: 'Wir haben nur das erste von zehn Endspielen im Kampf gegen den Abstieg gewonnen'. Noch ist Ottobeuren stark abstiegsgefährdet. Die nächste Partie findet in drei Wochen beim Kellerkind SV Fellbach statt. Schneider: 'Nicht die Mannschaft bleibt in der Regionalliga, die den schönsten Handball spielt, sondern die den größten Willen und Charakter hat'. Und das dürfte von den sechs Verdächtigen (drei steigen ab), die derzeit noch zittern, der TSV Ottobeuren sein. 600 Zuschauer waren Zeuge. TSV Ottobeuren: Gondro; G. Tschugg 2, Polyfka 1, Döres, Schneider 8, Berkessel 3, Müller-Loennies, Kotschmar 3, More 5/4, Pearce 4, Pade.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden