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Artikel: "Man kann Unglaubliches mit Laien erreichen"

22. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Freizeit mit Profil (20) Für Dirigent Johannes Möller ist die Motivation ein entscheidender Erfolgsfaktor für seine Arbeit mit der Musikkapelle Fischen - Er legt Wert auf stilgerechte Darstellung, Klangkultur und Ausdruck

Von Veronika Krull |FischenJohannes Möller formuliert gern griffig: "Wenn die Polka ge-nau so klingt wie Bach, dann läuft da was falsch." Damit hat der 31-jährige Dirigent der Musikkapelle Fischen auch schon angedeutet, was ihm bei seiner Arbeit wichtig ist: "die stilgerechte Darstellung".

Seit drei Jahren ist der diplomierte Musiker und Musiklehrer der "Stabschef" und nach wie vor geht es ihm darum, die Musik und ihre Vielfalt zu vermitteln. Die rund 50 Kapellen-Mitglieder wissen sein Engagement zu schätzen. "Wir haben einen Dirigenten, der sehr gut motivieren kann", lobt Flügelhornist Gerhard Seidel, seit fünf Jahren Vorsitzender des Musikvereins.

In der Tat: Für Johannes Möller ist die Motivation der Erfolgsfaktor schlechthin. "Wenn man Laien motiviert, kann man Unglaubliches erreichen", ist der musikalische Leiter überzeugt, der eigentlich auch keine Grenze zwischen Amateur- und Berufsmusikern ziehen will.

Aber wie schafft es Möller, in seinen Musikern nach einem harten Arbeitstag nochmals den Ehrgeiz zu wecken, ja sie mitunter an ihre Grenzen (Sei-del) zu führen? Der junge Dirigent lächelt: Auf das Miteinander komme es an. Und: Er müsse sie dort abholen, wo sie gerade sind.

Aber dieser Weg ist meistens nicht weit. Altsaxophonistin Andrea Lachmuth betrachtet die Proben als einen "wunderschönen Feierabend". Der 28-jährigen Tourismusmanagerin, seit 13 Jahren in der Kapelle, macht das Musizieren "wirklich viel Spaß". Wobei sie neben dem Notenstudium auch die Kameradschaft nicht missen möchte. Nach den Proben schätzt sie bei einem "Bierle" die Gespräche querbeet durch die Generationen, mit dem 65-jährigen Mitspieler ebenso wie mit der 14-jährigen Kollegin.

Auch für Otto Sauter ist die Gruppendynamik wichtig. Alleine, so meint der 70-jährige Schreinermeister und Klarinettist ganz ehrlich, würde man sich des Abends vielleicht nicht unbedingt aufraffen. Auf der anderen Seite bezeichnet er die Musik als "einen Bestandteil meines Lebens".

Was wunder, wurde ihm die Verbundenheit zum Wohlklang doch schon in die Wiege gelegt. Großvater Anton war Dirigent, Vater Toni war es, der nach dem Krieg die Musikkapelle wieder zusammentrommelte. Zwar konnte er auf einige "Veteranen" zurückgreifen, dennoch brauchte er auch dringend neue Musiker. So rekrutierte er aus der siebten Klasse gleich sechs Musikschüler. Sohn Otto war mit dabei. Bald auch Nachbarsbub Gerhard Seidel, der mit dem jüngeren Bruder Toni befreundet war.

Fundament Bläserschule

Heute ist die Musikkapelle Fischen ein gestandenes Ensemble, das sich um den Nachwuchs keine Sorgen machen muss. Dieser wird über die Bläserschule und das Jugendblasorchester kontinuierlich an die Stammkapelle herangeführt. Und Johannes Möller freut sich über das "gute Fundament", das seine Vorgänger über Jahrzehnte hinweg geformt haben.

Besonders beeindruckt den Dirigenten, wie gut die Musiker vom Blatt spielen können. Dennoch bleibt die Arbeit eine "Herausforderung" angesichts der zahlreichen "Pflichttermine" etwa bei Kurkonzerten. Für Möller ist das traditionelle Frühlingskonzert das musikalische Highlight im Jahr, für das er im Herbst und Winter auch neue Stücke einstudieren kann. Neben der richtigen Darstellung sind ihm auch der Klang und der musikalische Ausdruck wichtig. Das kommt seinem Streben entgegen, "etwas aufzubauen".

Berufswunsch Zimmerer

Die "konstruktive" Arbeit wiederum korrespondiert mit einem seiner ersten Berufswünsche: "Zimmerer wollte ich werden." Doch dann bekam der siebenjährige Johannes, der mit vier die Blockflöte blies, zu Weihnachten eine Kassette mit Stücken des Trompetenvirtuosen Maurice André geschenkt. Der Bub lernte das Instrument im örtlichen Musikverein Probstried, gewann Wettbewerbe und "schlitterte" regelrecht in das Musikstudium hinein. Für diese "Rodelpartie" sind die Fischinger Musiker heute noch dankbar.