Im Westallgäuer Ort Wigratzbad ist eines von zwei Priesterseminaren der Priesterbruderschaft St. Petrus angesiedelt, einer Abspaltung von der dieser Tage viel besprochenen und kritisierten Piusbruderschaft. Für ein mündliches Interview stand der Obere des deutschsprachigen Distrikts der Petrusbruderschaft, Pater Axel Maußen, nicht zur Verfügung. Er erklärte sich aber bereit, schriftlich Fragen über das Verhältnis der beiden Bewegungen zu beantworten.
Herr Pater Maußen, vor 20 Jahren spaltete sich die Petrusbruderschaft von der Bruderschaft St. Pius X. ab. Wie hat sich das Verhältnis der beiden Bewegungen seither entwickelt?
Pater Axel Maußen: Vonseiten der Priesterbruderschaft St. Pius X. hat man unseren Gründern immer wieder Verrat vorgeworfen. Nach 1988 hat es eigentlich keine offiziellen Kontakte gegeben. Priestern und Gläubigen, die sich von der Piusbruderschaft lösten, haben wir zu helfen versucht, sich in die Kirche zu integrieren. Dabei haben wir immer klargestellt, dass man die Tradition nicht gegen das heutige Lehramt der Kirche ausspielen kann.
Was bedeutet für Sie als Vertreter der Petrusbruderschaft die Rücknahme der Exkommunikation der vier Bischöfe durch Papst Benedikt XVI: eher Erleichterung im Sinne der Einheit oder eher Sorge wegen der Gefahr, dass die Piusbruderschaft weiterhin die päpstliche Autorität und das II. Vatikanum nicht anerkennen könnte?
Maußen: In gewisser Weise beides. Einerseits bewundere ich die große Demut des Hl. Vaters, der nichts unversucht lassen will, die Spaltung zu überwinden. Andererseits sehe ich mit großer Sorge, wie einige Vertreter der Piusbruderschaft nach wie vor über die heutige Hierarchie und das Konzil sprechen. Die Aufhebung der Exkommunikation ist nur ein erster, einseitiger Schritt in einem weiten Weg bis zur vollen Einheit.
Könnten Sie unseren Lesern nochmals konkret erläutern, welche wesentlichen inhaltlichen Punkte die Petrusbruderschaft und die Piusbruderschaft verbinden und welche sie trennen?
Maußen: Übereinstimmung gibt es in der Sorge wegen der Glaubenskrise der letzten Jahrzehnte und in der Feier des Gottesdienstes aus Überzeugung in der alten, außerordentlichen Form. Allerdings machen wir für die Krise im Gegensatz zur Piusbruderschaft nicht das Konzil verantwortlich. Die neue Liturgie sehen wir nicht als illegitim. Die Piusbruderschaft glaubt, das Konzil habe mit der Glaubenstradition gebrochen. Diese Sichtweise lehnen wir ab.
Welche Haltung hat die Priesterbruderschaft St. Petrus zum Judentum - gibt es einen Dialog mit den Juden?
Maußen: Unsere Haltung gegenüber dem Judentum ist von großem Respekt getragen. Es ist den Christen in besonderer Weise geistlich verwandt, wie das Konzil sagt, und uns verbindet ein reiches geistliches Erbe. Aus dem II. Vatikanum ergibt sich ein zweifacher Auftrag: Einerseits sich im Alltag brüderlich zu begegnen und im Rahmen übereinstimmender Überzeugungen den Aufgaben in der Welt gerecht zu werden, zum Beispiel im Eintreten für eine Kultur des Lebens. Andererseits gibt es den offiziellen Dialog. Diesen sollten die entsprechenden Einrichtungen führen. Das Konzil bestätigt aber auch den Auftrag der Kirche: "Unablässig verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist der Weg, die Wahrheit und das Leben."