Kaufbeuren (fro). - Weitgehend freie Hand von höheren Gremien der Kirche, stattdessen durchaus Einfluss auf diese: So sehen zwei der kirchlichen Jugendgruppen im Stadtjugendring (SJR) ihren Status innerhalb der Kirche. Über die Mitarbeit im SJR sind sowohl die evangelische Jugend (EJ) als auch die alt-katholische Jugend (BAJ) Kaufbeurens zufrieden. In unserer Serie 'Demokratie und Jugendarbeit' stellen wir beide Gruppen heute vor. 'Die Tatsache, dass unsere Gruppe eine kirchliche ist, schreckt manche ab. Diese Vorurteile sind aber schnell beseitigt', findet Alexander Friedrich, BAJ-Gemeindejugendleiter. Das scheint ein Problem aller kirchlicher Gruppen zu sein, bestätigt Diakon Stefan Eulenstein von der EJ. 'Aber wer bei uns mitmacht, sieht, dass wir deren Sprache sprechen und Lebensweisen berücksichtigen.' Die EJ ist eine von zwei evangelischen Gruppen in Kaufbeuren, die vier Stimmen in der Vollversammlung des SJR haben. Der BAJ kann für die Sammelvertretung christlicher Kirchen eine von zwei Stimmen in der Vollversammlung einbringen. Beide Gruppen nutzen den Service und das Angebot des SJR. 'Wir stoßen dort auch interessante Initiativen, wie einen Skaterplatz oder auf dem Trümmergelände an', so Eulenstein.
Arbeit wieder aufgenommen Obwohl beide Gruppen einer Kirche angehören, dürfen Kinder und Jugendliche aller Konfessionen mitmachen. Der Kaufbeurer BAJ ist eine sehr junge Gruppierung. Als die 'alten' der Jugend entwachsen waren, entschloss die Gemeinde im Herbst 2003, die Jugendarbeit wieder aufzunehmen. Jetzt gebe es zwei Gruppenleiter für eine Gruppe, wobei eine zweite im Aufbau ist, so Friedrich. Die Gruppe organisiert Feste, treibt Sport, bastelt oder geht ins Kino. 'Wir wollen das Gemeinschaftsgefühl und das soziale Verhalten fördern', erklärt Friedrich. Die EJ hat 25 ehrenamtliche Betreuer, die mit 70 weiteren Mitgliedern arbeiten. Dazu gibt es einen Hauptamtlichen. Seit 60 Jahren existiert die EJ schon in Kaufbeuren. Für Kinder gibt es Gruppen, Zeltlager, Kirchentag oder Bibelwoche, während den Jugendlichen separate Gruppen, Freizeiten oder Events angeboten werden. Durch ihre Größe sind die Aktivitäten der EJ aber noch breiter gestreut: Neben kleineren Projekten, gibt es auch 'Begegnungen mit Senioren' oder die 'Eine-Welt-Aktion' (Partnerschaften mit Gemeinden aus Afrika). 'Die Jugendlichen sollen auch in die Gemeinde hineinwachsen. Wir wollen deutlich machen, dass Glauben zum Leben gehört', so Eulenstein. In beiden Kirchengruppen dürfen die Mitglieder ihre Veranstaltungen relativ frei bestimmen und organisieren. 'Wir werden von der Gemeinde unterstützt, haben ansonsten freie Hand', sagt BAJ-Guppenleiterin Sandra Schimek. 'Man beachtet uns auch', fügt Friedrich an. Bei der EJ kontrolliert der Jugendausschuss die Jugendarbeit. Dort sind Erwachsene und Jugendliche vertreten. Eulenstein versichert: 'Bei uns gibt es keine Entscheidungen der Gemeinde über unsere Köpfe hinweg. Wir haben eine gute Lobby unter den Erwachsenen.' Die Jugend sei nur laut und feiere Parties, laute ein Vorurteil der erwachsenen Gesellschaft, beklagt sich Eulenstein. Dabei werde bei ihnen etwas anderes geboten. Doch 'wenn wir all die Sachen machen, die wir so machen, dann nimmt das kaum einer zur Kenntnis', bedauert er.