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Maisanbau hat sich im Ostallgäu mehr als verdoppelt

Landwirtschaft

Maisanbau hat sich im Ostallgäu mehr als verdoppelt

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    Maisanbau hat sich im Ostallgäu mehr als verdoppelt
    Maisanbau hat sich im Ostallgäu mehr als verdoppelt Foto: Ulrich Wagner

    Aus satten Wiesen werden immer häufiger Äcker – mehr und mehr mit Mais bepflanzt. Hervorragend geeignet als Energielieferant für Biogasanlagen, ist der Mais seit Jahren auf dem Vormarsch. Die Umwandlung von Wiesen in Äcker, der sogenannte Grünlandumbruch, schreitet besonders in Schwaben voran. Dort wächst auf 36 Prozent der Ackerflächen Mais, war erst vor Kurzem bei den Pflanzenbautagen in Türkheim zu erfahren. Im Ostallgäu gilt dies aber nur im nördlichen und teils im mittleren Teil.

    'Südlich von Marktoberdorf gibt es nach wie vor nur vereinzelt kleinere Flächen, auf denen Mais angebaut wird', sagt Thomas Wanninger, Pflanzenbauberater beim Amt für Landwirtschaft in Kaufbeuren. Denn hier herrschten andere klimatische Verhältnisse. 'Ein Anbau von Mais im größeren Stil wäre hier nicht wirtschaftlich.'

    'Wenn aber Grünland umgebrochen wird, erfolgt der überwiegende Anteil zugunsten des Maises', weiß Wanninger. Und der Fachmann lässt Zahlen sprechen: Der Anteil des Maisanbaus hat sich im Ostallgäu binnen der letzten Dekade mehr als verdoppelt. Auf rund 4600 Hektar wird heuer im Landkreis Mais angebaut, im Jahr 2000 lag der Maisanteil noch bei rund 2100 Hektar.

    Dem gegenüber steht ein geringfügiger Anstieg des Getreideanbaus. So vermehrte sich der Anteil von Weizen zwischen dem Jahr 2000 und 2012 von 1230 Hektar auf 1430 Hektar. Sommer- und Wintergerste wurde vor zwölf Jahren auf 964 Hektar angebaut, heute auf 1145 Hektar, teilt das Amt mit.

    Als Dauergrünland (Wiesen, Weiden oder Almen) wurden im Jahr 2000 im Ostallgäu noch rund 71 000 Hektar in der Statistik des Landwirtschaftsamtes geführt; inzwischen liegt der Grünland-Anteil bei rund 67 000 Hektar.

    Den verstärkten Anbau von Mais sieht Thomas Kölbl, Geschäftsführer der BBV-Geschäftsstelle Kaufbeuren, als 'normale Veränderung, die, wie jede Veränderung, verständlicherweise von Kritik begleitet wird'. Landwirte seien jedoch auch Unternehmer, 'die von dem, was sie anbauen, auch leben müssen', betont er.

    Die Maispflanze bringe dabei 'enorme Vorteile' mit sich, sagt Kölbl: So wachse sie auf relativ geringer Fläche in großer Menge, sei als Viehfutter und als Energielieferant verwendbar, produziere viel Sauerstoff und binde Kohlendioxid. 'Obwohl einige Versuche laufen, gibt es noch keine alternative Pflanze', berichtet der BBV-Geschäftsführer. Eingesetzt wird auch im Ostallgäu das umstrittene Insektizid 'Santana'. Von den rund 18 Tonnen, die bayernweit verwendet werden dürfen, entfallen auf das Ostallgäu 1,7 Tonnen, berichtet Thomas Wanninger. 'Santana' soll die jungen Maispflanzen vor dem Drahtwurm schützen. Die Ausbringung sei nur auf frisch umbrochenem Grünland mit speziellen Maschinen erlaubt. 'Wir kontrollieren hier sehr streng, dass ’Santana’ zuverlässig in den Boden eingebracht wird', sagt Wanninger.

    Bislang sei ihm auch nicht bekannt, dass das Insektizid Schäden, etwa bei Bienenvölkern, angerichtet habe.

    Eine zunehmende 'Vermaisung' der Landschaft kritisiert seit Längerem der Bund Naturschutz. Die Ostallgäuer Geschäftsstellenleiterin Christine Räder moniert, dass Mais oft als Monokultur angebaut werde und Landwirte häufig keine Fruchtfolge einhielten. Dem hält Kölbl entgegen, die Bauern seien schon aus eigenem Interesse an fruchtbaren Böden interessiert: 'Jeder will doch seinen Nachkommen gesunde Böden hinterlassen. Da ist es immer sinnvoll, eine Fruchtfolge beizubehalten.'

    Kritik entlädt sich auch im Bereich der Energieerzeugung durch Mais. Allein im Ostallgäu werden nach Angaben des Landwirtschaftsamtes rund 80 Biogasanlagen betrieben. In etwa 80 Prozent dieser Anlagen werde Mais zur Energieerzeugung verwendet.

    Vor allem die größeren Anlagen laufen mit Mais, während in den kleineren überwiegend Gülle verwendet wird. 'Wir plädieren dafür, diese Anlagen verstärkt mit Ernteabfällen und Gülle zu betreiben', sagt Christine Räder.

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