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"Mäntele nicht nach dem Wind hängen"

Oberstaufen

"Mäntele nicht nach dem Wind hängen"

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    Wenn man Bürgermeister ist, muss man damit rechnen, es nicht allen recht machen zu können. Walter Grath weiß das seit nunmehr 25 Jahren - so lange ist er schon Chef der Gemeinde Oberstaufen. Und wirklich gestört hat es ihn nie, dass er in seinem Beruf auch mit Kritik und Gegenwind umgehen musste: "Man kann nicht immer sein Mäntele nach dem Wind hängen", sagt er gern. Auf andere zu schielen ist seine Sache nicht, Walter Grath macht sich sein eigenes Bild und vertritt das dann auch gegen Widerstände. Er erzählt von vielen Beispielen: Das Großprojekt Fußgängerzone und Ortsberuhigung, das innovative Tourismus-Konzept "Oberstaufen plus", das Freizeitbad Aquaria - der Bürgermeister hatte so manche Unterschriftenliste auf dem Tisch liegen. Was die einen als Geradlinigkeit und die anderen als Sturheit bezeichnen, hat sich im Nachhinein meist ausgezahlt, stellt Grath zufrieden fest. Zum Beispiel habe er sogar während der Bauphase des letzten Bauabschnitts im Ortskern viele positive Rückmeldungen bekommen - und das, obwohl die Anlieger monatelang Lärm und Dreck aushalten mussten.

    Als echter Allgäuer - er wurde in Steibis geboren - kann Walter Grath damit leben, bisweilen als stur bezeichnet zu werden. Auch wenn er zugibt, dass er im Alter dünnhäutiger geworden ist: Wenn man jung ist, sagt er, müsse man ja erst noch zeigen, "dass mans kann". Wenn man aber schon oft bewiesen habe, dass man es kann und dennoch kritisiert wird, nehme man sich das eher zu Herzen.

    Der Vater dreier Söhne hat in den 25 Jahren einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Ausweisung von Einheimischenwohngebieten gelegt. Bauplätze habe er Familien aus der Region immer zu erschwinglichen Preisen anbieten wollen, betont er. Um die Menschen im Ort zu halten, wurden Außenbereichssatzungen in kleinen Weilern erlassen und zahlreiche neue Baugebiete ausgewiesen. Durch den Erwerb von Grundstücken hatte die Gemeinde Tauschland für Landwirte und war so stets handlungsfähig.

    "Wenn wir die Chance haben, kaufen wir", lautet die Devise des Bürgermeisters. Der Gemeinderat habe dabei stets hinter ihm gestanden. Dies ist überhaupt ein Punkt, der dem 62-Jährigen wichtig ist: Ein Rat, der nicht die Verwaltung und sich selbst blockiert, der Sachpolitik betreibt und auch mal gern für ein Bier gemeinsam an den Tisch sitzt. Zu Beginn seiner Amtszeit vor 25 Jahren sei das nicht so gewesen, erinnert er sich. Damals war der Gemeinderat in Blöcke gespalten. Als Bürgermeister, sagt Grath, müsse man auch mal der Moderator sein.

    Als er Gemeindechef wurde, war zwar nicht geplant, in einem Vierteljahrhundert dieses Amt immer noch auszuüben - aber ans Aufhören hat der Steibinger in der Zwischenzeit nie ernsthaft gedacht: "Wenn man Projekte angefangen hat, will man sie auch zu Ende bringen", meint er. Also noch eine Wahlperiode? "Nein, danach ist definitiv Schluss", lautet die entschiedene Antwort. "Auch wenn ich immer gern gestaltet habe."

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