Vor kurzem feierte das Stück "Das Wundertrankerl" in Steiners Theaterstadl Premiere - ohne Peter Steiner, der am 22. Dezember 81-jährig überraschend einem Herzinfarkt erlegen ist. Am Sonntag, 19. April, kommt der Theaterstadl in die Memminger Stadthalle. Brigitte Hefele-Beitlich sprach mit Steiners Tochter Gerda darüber, wie es ohne ihren Vater weitergeht. Die Schauspielerin leitete das ehemalige Familienunternehmen seit 1985 als Geschäftsführerin und steht seit 2005 dem neuen Geschäftsführer der Theater Event GmbH mit Rat und Tat zur Seite.
Frau Steiner, wer hat im "Wundertrankerl" die Rolle Ihres Vaters übernommen?
Gerda Steiner: Niemand! Peter Steiner war so einzigartig, er ist nicht zu ersetzen - und das wollen wir auch gar nicht! Für das Wundertrankerl gibt es zwei Versionen: eine mit und eine ohne Peter Steiner. Wir haben ja bereits am 2. Januar wieder angefangen zu spielen. Auch für dieses Stück hatten wir eine Bearbeitung ohne ihn in der Schublade. Er war vor zwei Jahren schon einmal sehr krank, deshalb hatte er vorgesorgt.
Und wie erleben Sie persönlich so kurz nach seinem Tod dieses "ohne" auf der Bühne?
Steiner: Das ist für mich immer die schwierigste Frage (kämpft mit den Tränen). Das geht eigentlich nur, weil man in eine andere Welt tritt, wenn der Vorhang aufgeht. Das Publikum erwartet natürlich auch, dass du ihnen das präsentierst, wofür sie eigentlich da sind. Das ist der Job. Aber gerade auf der Bühne ist mein Vater mir sehr nahe und das gibt mir die Kraft, weiter zu machen.
Wie geht es denn weiter? Wer schreibt und bearbeitet die Stücke künftig?
Steiner: Schon zu Lebzeiten meines Vaters ist ja keine Vorstellung ausfallen. Da hätte man schon mit dem Kopf unterm Arm daherkommen müssen. Und so wird es auch weiter sein. Außerdem war er sehr fleißig und hat schon viele Stücke geschrieben, bearbeitet und mit uns besprochen. So wird es für uns ein Leichtes sein, sein Denken - und auch sein Lachen - wiederzugeben.
Mit 15 das erste Mal mit dem Vater auf der Bühne
Gehen wir einmal 40 Jahre zurück: Sie standen mit 15 das erste Mal mit Peter Steiner auf der Bühne. Wie war es, die Pubertät so eng mit dem eigenen Vater verbandelt zu verbringen?
Steiner: Das war ja eine ganz andere Zeit! Ich bin aufgewachsen mit einem sehr dominanten Vater, der aber auch sehr viel Liebe gegeben hat. So hat sich das ziemlich ausgeglichen. Mit ihm als Lehrmeister gab es sowieso keine Probleme. Allerdings habe ich ja auch an anderen Theatern gespielt.
War es damals seine Idee, dass Sie mitspielen?
Steiner: Schauspielerin war schon immer mein Traumberuf. Wahrscheinlich konnte ich bei diesen Genen gar nicht anders. Ich hab aber auch einen ordentlichen Beruf erlernt: Ich bin Friseurmeisterin und hatte sogar ein eigenes Geschäft. Das fiel aber genau in die Zeit, als mein Vater seinen Theaterstadl gegründet hat und da hat er gsagt: "Mädel ich brauch dich, lass uns das gemeinsam machen!"
Statt auf die Barrikaden gingen Sie 1968 als bayerische Volksschauspielerin auf die Bühne: Das fanden Ihre Freunde sicher nicht sehr spannend
Steiner: Da wir sehr oft umgezogen sind und durch die Tourneen ständig unterwegs waren, gab es für mich so etwas wie einen normalen Freundeskreis eigentlich gar nicht.
Und wie standen Sie als junge Frau dazu, dass Ihr Vater die Erotikfilmreihe "Liebesgrüße aus der Lederhose" gedreht hat?
Steiner: Ich habe das nie als peinsam oder abstoßend empfunden. Mein Vater hat mit uns über dieses Angebot gesprochen. Er musste schließlich eine Familie ernähren und der Beruf Volksschauspieler war ja in dieser Zeit nicht besonders hoch im Kurs. Er hat gesagt "bevor ich gar nichts habe, nehme ich das an." Aber er wurde immer und immer wieder darauf angesprochen. Das haftete wie ein Makel an ihm.
Zurück ins Heute: Wie schätzen Sie als Leiterin des Theaterstadls die momentane Situation ein?
Steiner: Nicht sehr rosig. Wir haben mit zwei Dingen zu kämpfen, dem Verlust des Vaters und natürlich auch mit der Wirtschaftskrise. Da wird man wie in jedem anderen Betrieb auch bei uns über Einsparungsmaßnahmen nachdenken müssen. Aber mein Vater sagte immer: "Selbst zu Kriegszeiten gab es ein Fronttheater." Gerade in schlechten Zeiten ist es notwendig, dass die Leute einfach mal lachen und abschalten können. Wir werden die Probleme nicht lösen können, aber unsere Zuschauer haben zwei Stunden Zeit, sich einmal davon zu entfernen. Deshalb werden wir, solange es überhaupt machbar ist, nicht dicht machen. Nicht aufgeben ist das Allerwichtigste.
Höre ich da den Optimismus Ihres Vaters heraus?
Steiner: Ich bin seine Tochter!