Vortrag bei "Alt Füssen" - Geldbote nach der Reichsgründung Füssen (wa). Ludwig II. und Max Graf von Holnstein waren "zwei freundschaftlich verbundene Gegner". Auf diesen Nenner brachte es Martin Irl, Gräflich von Holnstein´scher Hauschronist, bei seinem Vortrag vor dem historischen Verein "Alt Füssen". Kurz vor dem Musical-Start beleuchtete dieser Dia-Vortrag das Leben und Wirken des Maximilian Karl Theodor Graf von Holnstein aus Bayern. Und löste großes Interesse aus: "Alt Füssen"-Vorsitzender Reinhold Böhm konnte viele Besucher in dem vollen Kolpingshaus-Saal begrüßen.
Böhm sagte, dass Ludwig nur mit Richard Wagner und eben Graf Holnstein, seinem Oberstallmeister, eine echte Freundschaft empfand. Martin Irl stellte zunächst die Familie Holnstein vor. Max Graf von Holnstein (1835-1895) war schon als Kind Spielkamerad der Königskinder Ludwig und Otto. Bei einem Duell 1863 hatte er den Gegner tödlich getroffen und kam deshalb in Festungshaft. Als Ludwig 1864 den Thron bestieg, holte er den Freund wieder heraus. Von Holnstein begleitete den König auf Reisen nach Paris oder Versailles oder in die Schweiz. Auch an den preußischen Hof kam der Graf und lernte dort Bismarck kennen und schätzen. Noch während des Krieges 1870/71 wurde er zu Verhandlungen geschickt und führte geheime Gespräche mit Bismarck über den Beitritt Bayerns zum künftigen deutschen Kaiserreich. Das Ergebnis war der berühmte "Kaiserbrief", zu dem er Ludwig überredete und der es erst ermöglichte, dass der preußische König zum Kaiser ausgerufen und Bismarck Kanzler wurde. Nach der Reichsgründung zahlte Bis-marck hohe Geldsummen aus den Welfenfonds an Ludwig. Geldbote war natürlich Graf Holnstein, der jeweils 10 Prozent bekam. Die Zahlungen waren ein streng gehütetes Geheimnis. Als er 1883 keine Geldquellen mehr erschließen konnte, fiel er bei Ludwig in Ungnade. Der Graf war dann auch bei den Kommissionen dabei, die im Juni 1886 den König von Hohenschwangau abholten und nach Schloss Berg verbrachten. Im Jahre 1895 ist der Graf in seinem Schloss Schwarzenfeld gestorben. Der preußische Gesandte Wertherrn kam zu dem Urteil, Graf Holnstein hat den richtigen Weg gewählt zwischen dem Wohl des Landes und dem König, dem er alles verdankte. Anschließend an das Referat sprach noch kurz Graf Michael von Holnstein, der in Thalhausen bei Freising ansässig ist. Er relativierte die möglicherweise gedachten Zusammenhänge zwischen dem Tun seines Vorgängers und dem früheren Bundeskanzler Kohl und brachte auch das Musical ins Gespräch. Vorsitzender Böhm freute sich über das ohne Eifertum vorgestellte Bild einer bayerischen Adelsfamilie, zu der immer auch Volkstümlichkeit gehört hat.