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Lothar Wiedenmann schreibt eine Darstellung des Kohlebergbaus in Irsee

Geschichte

Lothar Wiedenmann schreibt eine Darstellung des Kohlebergbaus in Irsee

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    Lothar Wiedenmann schreibt eine Darstellung des Kohlebergbaus in Irsee
    Lothar Wiedenmann schreibt eine Darstellung des Kohlebergbaus in Irsee Foto: Markus Frobenius

    Der pensionierte Lehrer Lothar Wiedenmann entdeckte eine 'Bergwerkstraße' an der Hammerschmiede, doch alle Bemühungen, Informationen auf die Schnelle zu bekommen, führten zunächst ins Leere.

    Nach einigen Jahren Forschung berichtet er nun in dem Buch „Historischer Kohlebergbau und Bergbauversuche auf Kohlen in Irsee“ von den Ergebnissen. „Ich dachte, es wird eine historische Geschichte, stattdessen wurde es ein Krimi“, so Verleger Josef Bauer. Nie zuvor habe er ein ähnliches Buch vorgestellt, denn Schwaben sei keine typische Bergbauregion, meinte Laudator Peter Fassl. Doch das Buch handle nicht nur von einer 'verlorenen Geschichte' – nämlich dem weithin unbekannten Bergbau in Irsee –, sondern von Mythen und dunklen Machenschaften, erzählte der Bezirksheimatpfleger weiter. Einerseits seien große Hoffnungen auf Schätze im Berg gesetzt worden, wie sie die sagenhaften Allgäuer 'Venediger-Männlein' versteckt hätten. Andererseits sei dieser Mythos von Spekulanten gefördert worden, um statt nicht vorhandener oder minderwertiger Kohle Geld aus der Grube zu scheffeln, so Fassl. Bayern habe vor über 150 Jahren ein Energieproblem gehabt, Kohlevorkommen waren deshalb sehr willkommen.

    1836 entdeckte der damalige Revierförster Kohle westlich des Irseer Weilers Oggenried. Doch erst in den 1850er Jahren wurde ernsthaft geschürft – und etwa 20 Millionen Jahre alte Braunkohle gefördert. Doch weder die Menge noch die Qualität habe sich für den Abbau geeignet. So begann die Zeit der Spekulanten, die Anteilsscheine für die 'ungeheuren Kohlevorkommen' verkauften und sich dann mit dem Geld aus dem Staub machten.

    Sogar eine belgische Aktiengesellschaft stieg in das vermeintliche Geschäft mit einem hoch dotierten Generaldirektor und dem Bau der Eisenbahn von Irsee nach Leinau ein. Doch: 'Die Betrüger kamen fast immer gut weg', so Fassl.

    Das Buch sei in jedem Fall mehr als ein historischer Abriss, meint Fassl. Vielmehr gelange Wiedenmann über Nebengleise zu anderen Themen wie Finanzen, Soziales oder Technik. Und er folge chronologisch den Quellen: 'Der Leser ist also so schlau wie die jeweilige Quelle. Das ist fast eine Kriminalgeschichte', meint Fassl.

    Der Gelobte sieht sein Buch als 'Chronik eines vergessenen Abschnitts Irseer Geschichte'. Wobei ihn seine Recherche in diverse Archive trieb, zudem habe er 'sonderbare Menschen' kennengelernt. 'Die Arbeit wurde aufgelockert durch eine Folge von Überraschungen', erzählt Wiedenmann. Und die Spuren der Zeichen endeten nicht: Bauer berichtet, dass Wiedenmann immer neue Quellen auftat. So fand auch die Schützenscheibe in das Werk Einlass, die 2010 gefunden wurde und das Bergwerk um 1861 zeige.

    'Wir sind dankbar, dass diese Epoche der Irseer Geschichte aufgearbeitet wurde und das Wissen für die Zukunft gesichtet ist', lobte Bürgermeister Andreas Lieb. Deshalb beteilige sich die Kommune an den Druckkosten. Und noch heute liege in Irsee die Kohle fast buchstäblich auf der Straße: 2011 wurde die Schreinerei Angerer mitten im Ort erweitert, dabei wurden große Kohlebrocken gefunden.

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