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Liebeserklärung an die Kuh

Fischen

Liebeserklärung an die Kuh

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    Obwohl es an diesem Abend sozusagen Hauptperson war, stand das Kälbchen gleich neben der Gartenlaube da, wie der sprichwörtliche begossene Pudel, denn es regnete wie aus Kübeln, als Florian Werner zur Stadel-Lesung ansetzte. Um "Die Kuh" ging es in bei dieser Veranstaltung, den der Bauernverband gemeinsam mit der Gemeinde Fischen im Rahmen der Kulturzeit auf die Beine gestellt hatte. Eng wurde es in der Laube und die Zuhörer drängten sich auch draußen unter den Schirmen und Schutzplanen, um sich vor den Sturzbächen aus dem Himmel zu schützen. So wurde die Lesung nicht nur begleitet vom munteren Spiel der "Beargar Büebe", sondern auch vom Trommeln der dicken Regentropfen.

    Florian Werner, ein Hauptstädter, promovierter Literaturwissenschaftler und von klein auf fasziniert von Kühen, wie er bei seiner Vorstellung verriet. Darum habe er auch das Buch geschrieben, das Leben, Werk und Wirkung der Paarhufer beschreibe. Vor zehn Jahren sei er auf das Brechtsche Sonett "Kuh beim Fressen" gestoßen. Voller Begeisterung habe er daraufhin alle Mythen und Märchen um das Haustier gesammelt. Herausgekommen ist eine Liebeserklärung an die Kuh. Neben ihrer Bedeutung als Milchtier oder Beefsteak komme ihr in allen Weltkulturen eine aktive Rolle bei der Weltentstehung zu, so Werner.

    Mit ihrer Domestizierung trug sie zur Sesshaftigkeit der Nomaden bei und ursprünglich auf dem asiatischen Subkontinent beheimatet, machte sie sich am Ende der Eiszeit auf ihren Siegeszug in die übrigen Erdteile. Heutzutage lasse sich vom "Imperium der Rinder" spreche, so Werner, denn 1,3 Milliarden grasen auf der Erde.

    Mythen, Märchen und Metaphern seien ohne Kühe nicht denkbar. Dubiose Geschäfte beim "Kuhhandel" gingen oft "auf keine Kuhhaut", denn die Kuh eigne sich bestens für Schlawinergeschäfte, weil ihr Nutzen sich erst über einen größeren Zeitraum erschließe.

    Das, was der Mensch als simples "Muh" empfindet, offenbare ein breites Spektrum akustischer Ausdrucksmöglichkeiten, so Werners Forschungen. Seine nicht immer ganz ernst gemeinten wissenschaftlichen Beobachtungen erstreckten sich über Literatur und Soziologie, Etymologie und Biologie hinaus. "Warum gibt die Kuh überhaupt Milch, wem und wie viel?" Auf die für den Bauern alles entscheidende Frage hatte Werner eine klare Antwort: Mit allerhand physiologischen und psychologischen Tricks. Euter zu stimulieren, müsse sein. Aber manchmal helfe auch Mozart, dessen Musik im Stall die Erträge nachweislich verbessere. "Auf die Wildecker Herzbuben oder die Toten Hosen stehen Kühe dagegen nicht so sehr", schloss Werner seine amüsanten Betrachtungen. (wir)

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