Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Liebende Schwester als Kurierin entlarvt

Allgäu

Liebende Schwester als Kurierin entlarvt

    • |
    • |

    Kempten (bec). - Die Szene könnte auch aus einem Krimi stammen: Eine Frau besucht ihren geliebten Bruder im Gefängnis und begrüßt ihn mit einem Kuss auf den Mund. Doch die Geschwisterliebe ist nicht ganz so innig, wie man nun annehmen könnte. Vielmehr ist die Schwester eine Kurierin, die ihrem Bruder mit dem Kuss eine Plombe mit dem Drogenersatzstoff Subutex übermittelt. Geschehen ist diese Szene am Montag in der Kemptener Justizvollzugsanstalt. Allerdings unter den wachsamen Augen der Kriminalpolizei, wie stellvertretender Kripo-Chef Wolfgang Huber, sagt. Die hatte nämlich eine derartige Aktion bereits erwartet. Und als die Besucherin das Gefängnis wieder verließ, wurde sie festgenommen. Was die 25-Jährige ihrem Bruder da per Kuss überreichte, war laut Huber eine Bestellung. Der 23-Jährige, der derzeit eine mehrjährige Haftstrafe wegen verschiedener Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz verbüßt, hatte seine Schwester bei ihrem letzten Besuch gebeten, ihm den Drogenersatzstoff zu besorgen. Das hatte die Neugablonzerin auch getan und das Subutex - es war ein Gramm - in eine Plombe verpackt. Als nun die Schwester - sie hatte noch einen 29-jährigen Begleiter dabei - festgenommen war, wurde der Häftling per Richter-Beschluss zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Dabei förderten die Mediziner die Plombe, die der Mann nach dem Kuss einfach geschluckt hatte, wieder zutage. 'Bei unserer Befragung gab die Schwester an, 45 Euro für das Subutex bezahlt zu haben', erläutert Huber. Woher sie das Mittel hatte, wisse die Polizei aber noch nicht. Fest stehe nur, dass die Frau, die nun in der Justizvollzugsanstalt in Memmingen untergebracht ist, sich den Stoff nicht auf legalem Weg besorgt haben kann. Denn Subutex werde Opiatabhängigen ausschließlich vom Arzt verschrieben. Und fest stehe außerdem: Beim Verkauf des Drogenersatzstoffs im Gefängnis hätte der Häftling ein Vielfaches des Kaufpreises erzielen können.

    Kontrollen wie am Flughafen 'In ganz Bayern wird man kein komplett drogenfreies Gefängnis finden', betont Rainer Lorenz, Leiter der Hauptgeschäftsstelle der Kemptener Justizvollzugsanstalt. Schließlich könnten sich die Insassen die Drogen nicht nur über Besucher, sondern beispielsweise auch bei Freigängen beschaffen. Allerdings halte der Vollzug ein waches Auge darauf, was ins Gefängnis hineinkommt - und vor allem: was draußen bleiben muss. Lorenz: 'Die Besucher werden wie am Flughafen auf verbotene Gegenstände kontrolliert und von Zeit zu Zeit setzen wir auch Drogenhunde ein.' Zudem gebe es in den Hafträumen regelmäßige Kontrollen und die Insassen würden körperlich untersucht, müssten zwischendrin auch Urinproben abgeben. Dass man in der JVA keine Drogen haben wolle, müssten auch die Abhängigen lernen, sagt Lorenz. So setze man - mit ärztlicher Unterstützung - lieber auf kalten Entzug als den Insassen Ersatzstoffe in die Hände zu geben. Ob der 23-Jährige das Subutex selbst einnehmen, oder weiterverkaufen wollte, ist laut stellvertretendem Kripo-Chef Huber noch nicht geklärt. Auf jeden Fall müsse der Mann nun mit einem weiteren Verfahren rechnen. Genauso wie seine Schwester, die den ' Plomben-Kuss' zugab und gegen die auch sofort Haftbefehl erlassen wurde. Ihr 29-jähriger Begleiter indes wurde nach dem Geständnis der jungen Frau wieder freigelassen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden