Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Liebe auf den ersten Schnitt

Memmingen

Liebe auf den ersten Schnitt

    • |
    • |

    Professor Dr. Carsten Gutt hat kurz vor dem Abitur seine Berufung gefunden. Er durfte seinem Onkel bei der Entfernung einer Gallenblase über die Schulter schauen. Nach diesem einschneidenden Erlebnis war für Gutt klar: "Ich möchte ebenfalls Chirurg werden." Heute ist der 44-Jährige Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Memminger Klinikum. Wie berichtet, trat er Anfang des Jahres die Nachfolge von Professor Dr. Jost Adolf an.

    "Mein Vorgänger hat eine leistungsfähige Abteilung aufgebaut, die den höchsten medizinischen Standards entspricht", betont Gutt. Gegenüber seiner Arbeit an der großen Heidelberger Uni-Klinik schätzt er in Memmingen vor allem die kurzen Wege zwischen den Abteilungen und die Nähe zu den Menschen: "Ich sehe jeden kritischen Patienten persönlich und kann mich in jedes Problem einschalten."

    Verbesserungsmöglichkeiten sieht der Chefarzt bei organisatorischen Abläufen. So strebt er ein zentrales Patienten-Management an, das eine noch effizientere Behandlung mit kürzeren Wartezeiten garantieren soll. "Patienten bekommen zum Beispiel keinen Aufnahmetermin mehr, sondern gleich einen Operationstermin genannt", erklärt Gutt. Durch solche und andere Maßnahmen sollen sowohl die Patienten als auch das Klinikpersonal profitieren, das dann mehr Zeit für die Pflege habe.

    Zugleich verspricht er sich davon ein ökonomischeres Arbeiten.

    Ziel: Weitere Organ-Zentren

    Was die Tumor-Behandlung anbelangt, stellt sich Gutt weitere interdisziplinäre Organ-Zentren in Memmingen vor. Dabei erarbeiten verschiedene Fachärzte zusammen die bestmögliche Behandlung eines Patienten. So gibt es beispielsweise bereits ein Darm- und ein Brustkrebszentrum. Gutt möchte sich dafür einsetzen, dass für Tumorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Speiseröhre ähnliche Zentren eingerichtet werden. Ferner wünscht sich der neue Chefarzt, dass das äußere Erscheinungsbild des Klinikums verbessert wird. Denn es sehe längst nicht so modern aus, wie die dort angewandten Behandlungsmethoden seien.

    Gutts Spezialgebiet ist im Übrigen die so genannte Minimal Invasive Chirurgie, bei der möglichst wenig Haut und anderes Gewebe verletzt werden. Dafür interessiert sich der 44-Jährige bereits seit seinem Studium. "Das war in den letzten 25 Jahren die größte Revolution in der Chirurgie", sagt Gutt, der als Wissenschaftler an der Entwicklung dieser Operationsmethode im In- und Ausland beteiligt war: "Neue OP-Techniken sind mir sehr wichtig." Allerdings sollte die Liebe zu Neuem nicht zu weit gehen. "Man darf nicht auf jeden Zug aufspringen, nur um sagen zu können: Ich bin dabei", meint Gutt und unterstreicht: "Letztlich kommt es nur darauf an, was der Patient davon hat."

    Diese Maxime wird er demnächst wohl auch seiner Nichte ans Herz legen. Denn die 17-Jährige möchte ein Praktikum am Memminger Klinikum machen, um dann ebenfalls ihrem Onkel über die Schulter schauen zu können. (vog)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden