Kempten(raf). - Da rieb sich mancher Kemptener im Dunst von Sekt, Böllern und Feuerwerk ungläubig die Augen. Bohrte sich da nicht um Mitternacht ein türkisgrüner Lichtstrahl in die Kuppel der Basilika St. Lorenz? Tatsächlich: Er bohrte. Hinter dem weithin sichtbaren Schauspiel am Silvester-Himmel steckte zwar Intelligenz, aber keine außerirdische: Florian Rotter, Elektro-Ingenieur aus Lenzfried, begrüßte das neue Jahr mit einer ungewöhnlichen Laser-Demonstration. Pfeilgerade bahnte sich der Laserstrahl vom Obergeschoss des Zentralhauses seinen Weg durch die Nacht, um am Ende die Kuppelspitze der Basilika in leuchtendes Grün zu tauchen. Dabei profitierte Initiator Rotter vom dunstig-trüben Himmel, der seinen Argon-Laser (er funktioniert auf Basis eines speziellen Gasgemischs) optimal zur Geltung brachte. 'In einer klaren Nacht wäre die Sache weniger effektvoll ausgefallen', erläutert der Kemptener, der beim TÜV erfolgreich die Prüfung zum 'Laserschutz-Beauftragten' absolviert hat.
Nach einer knappen Stunde war der Spuk vorbei, verschwand der rund einen Meter starke, fürs menschliche Auge harmlose Lichtkegel von der Kuppel der Basilika. Wer den Strahl am Himmel entdeckte , war meist angetan: 'Das ist mal etwas anderes', freute sich etwa eine 33-jährige Kemptenerin. Die ungewöhnliche Aktion hatte Rotter nach dem Vorbild eines Bekannten initiiert, der den Laser in Kassel als Kunst-Installation eingesetzt hatte. 'Da dachte ich mir: Warum soll sowas nicht auch in Kempten zur öffentliche Attraktion werden?' Als idealen Standort fasste er das Zentralhaus-Obergeschoss ins Auge - und bekam von Familie Zendler (Restaurant Skyline) spontan grünes Licht für den grünen Lichtstrahl. Einzige Unkosten für die Aktion, die laut Rotter mit 'jeder Menge Zeitaufwand' verbunden war: Der Strom für den 15-Kilowatt-Laser. Seit Jahren ist der Tüftler aus Lenzfried fasziniert von dem farbenprächtigen Lichtstrahl. Weshalb er bei seinem Elektrotechnik-Studium den Schwerpunkt Optik- und Lasertechnik wählte. Ziel Rotters ist es nun, sich in Kempten selbstständig zu machen. 'Dabei geht es um die Weiterentwicklung der Technik und den praktischen Einsatz', so Rotters Vorstellung. Ideen, wie er den Laser vor Ort ins rechte Licht rücken könnte, hat er reichlich: Mit einem 'Event' an der Iller etwa - oder einem leuchtenden Brückenschlag zwischen römischen Ruinen und moderner Architektur.