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Artikel: "Leute haben Hunger nach Gott"

18. August 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Bodensee-Schiffsprozession Signal für vereintes Europa - 3500 Gläubige an der Seegrenze der drei Länder

Westallgäu/Lindau | do | Zu Mariä Himmelfahrt pilgerten zum 27. Mal Gläubige aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Polen und Russland mit Schiffen auf den Bodensee hinaus. Die Prozessionsschiffe starteten in den Häfen Lindau, Bregenz und Rohrschach und trafen bei Einbruch der Dunkelheit an der Seegrenze der drei Länder in der Fußacher Bucht aufeinander.

Pilgern ist "in" geworden, seit Prominente den Jakobsweg publikumswirksam gehen. Am Bodensee wird allerdings schon seit 27 Jahren gepilgert, lange bevor es Mode wurde.

Dass sich ein wahrer Pilger nicht von strömendem Regen abhalten lässt, beweisen 3500 Gläubige; denn bei der diesjährigen Schiffsprozession schüttet es wie aus Kübeln. Es ist ein erhabenes Gefühl, wenn die sechs Schiffe ablegen und gemeinsam auf den See hinausfahren, unter den Gebeten und Gesängen der Gläubigen.

An Bord der Schiffe sind nicht nur Menschen aus den Anrainerstaaten des Bodensees. Ein ganzes Schiff, das MS "Großherzog Ludwig", ist von einer russischen Pilgerdelegation gebucht worden.

Das Monstranzschiff, das MS "Alpenstadt Bludenz" beherbergt die Priester, Bischöfe und Ordensfrauen und führt die Schiffsprozession an. Die Pilger beten für den Frieden in der Welt. Sie beten um die Gnade Gottes für die einzigartige Kulturlandschaft am Bodensee.

Angestimmt von Bischof Elmar Fischer aus Feldkirch, fahren die Pilger erst Richtung Lindau, um dann die Seegrenze vor Fußach anzusteuern. Dort positionieren sich die anderen Schiffe in Hörweite zum Monstranzschiff, und Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki, aus der westukrainischen Metropole Lemberg, predigt für ein friedliches Europa.

Vor allem die jungen Leute "setzen Impulse und sind auf der Suche nach den wahren Werten des Lebens", wie Mokrzycki sagt, der mehrere Jahre einer der Sekretäre von Johannes Paul II war. "Die Menschen bei uns haben Hunger nach Gott." Das sei unter anderem sichtbar an der deutlich gestiegenen Zahl von Taufen und Hochzeiten. "48 Millionen Menschen leben in der Ukraine und warten sehnsüchtig darauf, ein vollwertiges Mitgliedsland der Europäischen Union zu werden."

Im Anschluss an seine Predigt, segnet der Erzbischof alle Wallfahrer, die Länder aus denen sie kommen und den Bodensee mit seinen Menschen. "Mit der Schiffs-Wallfahrt, wollen wir ein Zeichen für ein vereintes Europa setzen."