Kempten (li). - Jahrzehntelang rankten sich Gerüchte um den Silberschatz im Chapuispark hinter der Villa Viva. Am Montag nun war es ein Baggerfahrer, der das letzte Geheimnis des Bürgerparks lüftete: Beim Verlegen einer Drainage für eine Gartenwirtschaft stieß er auf eine große Metallkassette. Gemeinsam mit dem Bayerischen Hof-Wirt Cornel Nägele barg er seinen Fund und die beiden machten große Augen, als sie das Familiensilber der Familie Chapuis/Schnitzer in Händen hielten. Auch Stadtarchäologe Dr. Gerhard Weber staunte nicht schlecht über den Schatz, hatte er doch vor Jahren selbst nach dem Silber gesucht. Es war der 27. April 1945: Deutsche Soldaten hatten die Illerbrücke zur Sprengung vorbereitet. Doch einige beherzte Bürger aus der Altstadt, darunter der Nachbar Karl Nägele, verhinderten die sinnlose Aktion. Wenige Stunden nach dieser mutigen Tat marschierten US-Truppen über die Kaufbeurer Straße in die Stadt ein. Der Kommandeur der Besatzungstruppen, Captain Webb, erkannte schnell den Wert der Chapuis-Villa und besetzte das Gebäude. Die Bewohner mussten ins Kutscherhaus ziehen, während sich die Amerikaner am Inventar schadlos hielten. Das Familiensilber allerdings fanden sie nicht. Das hatte Albert Schnitzer rechtzeitig vor dem Einmarsch im Garten vergraben lassen. Der Oberstleutnant war seit 1908 mit Sophie Chapuis verheiratet und wohnte im ersten Stock der gelben Villa. Johann und Marianne Schwarz erinnerten sich 1996: 'Albert war ein richtiger Charmeur, stets höflich. Sophie war ruhig und bescheiden. Die beiden unternahmen Reisen nach Italien und Spanien. Zuhause erzählte er oft von seinen Fronterlebnissen im Ersten Weltkrieg.'
Tief im Erdreich verborgen Der Hobbyjäger war bis 1961 Geschäftsführer im 'Grünen Baum' am Rathausplatz und beliebt in Kempten. 1978 starb er mit 95 Jahren - seinen Silberschatz hat er nicht mehr gesehen. Jahrzehntelang schlummerte er tief im Erdreich verborgen. 1984 starb Sophie Schnitzer im Alter von fast 98 Jahren. Nachdem die Stadt das Anwesen gekauft hatte, waren Mitarbeiter der Stadtarchäologie mit Metalldetektoren im Park unterwegs. 'Leider ohne Ergebnis', so Weber. Bis zum Montag. Christa Nägele vom Bayerischen Hof erkannte das Silber sofort an den Monogrammen SC und AS: 'Die stehen für Sophie Chapuis und Albert Schnitzer.' Das Besteck wird nun erst einmal gereinigt und soll dann ausgestellt werden - ob im Allgäumuseum oder im Umfeld des Parks ließ Weber offen.