Kempten (row). - Er gilt als einer der bekanntesten Homöopathen Deutschlands und zählt zu den Impf-Gegnern. Dass Dr. Friedrich P. Graf mit seiner Skepsis gegen die Impfpraxis der Schulmedizin nicht allein ist, zeigte das Interesse an seinem Vortrag in Kempten. 300 Zuhörer saßen im Seminar-Saal der Big Box und hatten Fragen über Fragen. Veranstalter war die Bahnhof-Apotheke. Als 'erschreckend kritiklos' bezeichnete der Mediziner aus dem norddeutschen Plön den Umgang mit Impfungen. In einem Klima der Angst werde auf die Eltern gesellschaftlicher Druck und moralischer Zwang ausgeübt, der in Grafs Augen jeglicher Grundlage entbehre. So hält er die Tetanusimpfung bei Säuglingen für überflüssig. Graf: 'Wie soll ein Kind, das noch nicht einmal krabbelt, den Erreger aufschnappen?' Insgesamt sei die Wahrscheinlichkeit, an Wundstarrkrampf zu erkranken, geringer als 'ein Sechser im Lotto.' Voraussetzung für einen Impfverzicht sei jedoch die korrekte Pflege der Wunde. Auch die Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken hält Graf für überflüssig: '99 Prozent der Kinder überstehen die Krankheiten ohne Probleme. Es bleibt ein Prozent mit Komplikationen. Jeder muss für sich entscheiden, wie er mit den Zahlen umgeht.' Impfungen würden seiner Ansicht nach das Immunsystem des Kindes schwächen und es anfällig für die Ausbildung chronischer Krankheiten machen. Graf verwies auf den enormen Anstieg von Allergien, aber auch Neurodermitis, Asthma und Nerven-Muskelstörungen. Das Immunsystem jedoch müsse sich mit Erregern auseinander setzen, um abwehrstark zu bleiben. 'Zur Gesunderhaltung gehört das zumutbare Kranksein als Art Training dazu', gab Graf den Zuhörern mit.
Eine ernste Herausforderung Krankheit werde für Kinder zum erzwungenen Rückzug, um durch Überwindung wieder zu wachsen. Graf würde aus medizinischer Sicht keine temperatursenkenden Maßnahmen innerhalb der ersten drei Tage bei Fieber empfehlen, selbst wenn das Thermometer auf über 40 Grad steige: 'Künstliche Fiebersenkung bedeutet Abwehrbehinderung.' Drei Tage Fieber seien nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern eine ernste Herausforderung, denen sie sich stellen müssten. Inzwischen würden zwar viele Menschen naturheilkundliche Therapieformen favorisieren, gleichzeitig aber auf die manchmal schnelleren Erfolge der Schulmedizin nicht verzichten. 'Das passt nicht zusammen', so Graf. Man müsse Krankheiten in Ruhe auskurieren. Das gelte auch für Erwachsene im Falle einer Grippe. Graf warnte vor übertriebener Panik. 'Leisten Sie sich Ihre Grippe', so seine Empfehlung. Denn durch eine Impfung würden die Abwehrkräfte des Körpers beeinträchtigt.