Kürzlich wurden in Leinau historische Fragmente gefunden (wir berichteten). Nun sind die Grabungen abgeschlossen und erste vorläufige Ergebnisse liegen vor: Demnach kann die Besiedlung des Ortsteils deutlich vordatiert werden, so Peter Schwenk, Grabungstechniker in der Außenstelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD). "Das ist ein weiteres Puzzlestück unserer Geschichte. Leinau war früher besiedelt, als wir dachten", meint Bürgermeister Hermann Heiß erfreut.
Eigentlich hatten zwei Bauherren vor, an der Hauptstraße in Leinau zwei Einfamilienhäuser zu errichten. Doch im Untergrund wurden Bodendenkmäler vermutet. Deshalb machten sich Archäologen des BLfD an die Arbeit - und wurden fündig: "Sie fanden frühmittelalterliche Siedlungsreste", erklärt Schwenk. Dazu gehören Pfostenlöcher von zwei oder drei Holzständerbauten, mit denen sich die Häuserstruktur rekonstruieren lasse. Dazu wurden Überreste von vier Grubenhäusern gefunden: "Das waren kleine, in den Boden eingetiefte Hütten, in denen zumeist Handwerksbetriebe untergebracht waren", so Schwenk. Außerdem brachten die Ausgrabungen einen Brunnen, Keramikreste von Gebrauchsgegenständen, die noch ausgewertet werden, und ein Grab hervor. "Darin wurden Glasperlen gefunden. Das lässt darauf schließen, dass es ein Frauen- oder ein Mädchengrab ist, wobei Letzteres wahrscheinlicher ist", erläutert der Grabungstechniker.
Die Funde wiesen daraufhin, dass Leinau möglicherweise früher besiedelt wurde als angenommen. "Für die Ortsgeschichte ist das wichtig", so Schwenk. Als Siedlungsnachweis galt bislang der Burgstall in der Nachbarschaft. Doch der ist weitgehend zerstört und stammt mutmaßlich aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. Die neuen Funde werden aber auf das 7. Jahrhundert datiert - oder noch früher, meint Schwenk. Dazu passe auch ein Gräberfeld zwischen Pforzen und Leinau, das bislang nicht zugeordnet werden konnte.
Die ersten Funde in der Gemeinde stammen aus der Steinzeit. Danach weise ein Gräberfeld aus der Hallstattzeit eine dauerhafte Besiedelung in Pforzen nach. Dazu kommt noch ein weiteres, dass in den 1990er-Jahren freigelegt wurde.
Die dazugehörige Siedlung stand wohl bei Pforzen und gilt als Vorläufer des heutigen Ortes, der 897 erstmals in einer kaiserlichen Urkunde offiziell erwähnt wurde.
Nun könnte Leinau zumindest inoffiziell ein ähnliches Alter wie der Hauptort der Gemeinde aufweisen - wenn die Funde die Vorgängersiedlung von Leinau bestätigen. Die Fragmente wurden allesamt gezeichnet, dokumentiert und zum BLfD gebracht: "Alles, was von archäologischem Wert ist, wird von uns archiviert", erläutert Schwenk.
Die endgültigen Ergebnisse liegen aber erst in einigen Monaten vor. Bis dahin haben die Bauherren ihre Wohnhäuser trotz der Verzögerung wohl aufgestellt. "Für die Hausbesitzer ist das schwierig, denn sie müssen die Untersuchungen bezahlen", erklärt Heiß. Aber der Bürgermeister weiß auch um die Notwendigkeit der Ausgrabungen: "Sonst zerstören wir unsere Geschichte." (fro)