Kaufbeuren | avu | Nach der Kostensteigerung für das neue Stadtmuseum explodieren auch die Aufwendungen für die Sanierung der Jörg-Lederer-Schule. Bisher ging die Stadt von etwas mehr als drei Millionen Euro aus. In der Stadtratssitzung am Dienstag legte Baureferent Ralf Baur den Gremiumsmitgliedern die aktuelle Kostenschätzung vor, die von der Firma Dobler und dem Büro b2-Architekten erstellt wurde. Fazit: Für den angestrebten Passivhausstandard fallen weitere 1,9 Millionen Euro an.
"Zusammen mit der eingebauten Wärmepumpenanlage entsteht ein zukunftsweisendes Schulgebäude", so Baur. Relativiert werde die Kostensteigerung durch erwartete Zuschüsse. Die Stadt geht langfristig auch von Einnahmen nach dem Konnexitätsprinzip aus, das den Staat für die Übertragung von Aufgaben an die Kommunen mit einer Kostenbeteiligung in die Pflicht nehmen soll. Die Stadtverwaltung hatte den Stadträten die Vorlage wegen terminlicher Probleme und zeitlichen Überschneidungen auf den letzten Drücker zur Entscheidung vorgelegt. Nach der Sitzung am Dienstag sollte ein Kurier den Zuschussantrag der Stadt zur Regierung nach Augsburg bringen; es war der letztmögliche Termin, um in das Zuschussjahr 2009 mit aufgenommen zu werden.
Die Kostensteigerung in Verbindung mit der geforderten schnellen Entscheidung führte indes zu Irritationen im Stadtrat. "Ich verstehe die Kostensteigerung innerhalb von zwei Planungsjahren nicht", so Christa Becker-Hansen (FW). Dies sei in der Tat ungewöhnlich, so ihr Parteikollege Bernhard Pohl. "Die Steigerung ist dann zu rechtfertigen, wenn wir die Förderungen auch kriegen." Er wollte das Thema noch einmal diskutieren, sollten die erwarteten Zuschüsse nicht eintreffen. Georg Kollmeder (WIN) verlangte, die Baukosten zu "deckeln".
Baur rechtfertigte die hohe Summe mit den massiv erhöhten Baukostensteigerungen in den vergangenen Jahren, die auch bei der Sanierung des Stadtmuseums zu Buche schlagen. Zudem wolle die Stadt neben den rein pädagogischen Räumen für die Hauptschule auch energetisch neue Maßstäbe setzen. "Das vorgeschlagene Dreischeiben-System der Fenster neben dem vorgesehenen Wärmedämmverbundsystem an der Fassade entspricht dem heutigen Standard zur Energieoptimierung", so Baur. Ein Zuschussantrag mit und einer ohne Wärmedämmung, damit sich der Rat alle Möglichkeiten offen lassen kann, sei nicht möglich. Es könne nur ein einziger exakt ausgearbeiteter Plan eingereicht werden. Sollte der Stadtrat derzeit nicht entscheiden können, verschiebe sich die Antragstellung um ein Jahr, so Stadtkämmerer Markus Pferner.
"Wir kämen dann erst in das nächste Förderprogramm."

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"Wer die Schule kennt, weiß, dass man handeln muss", meinte Catrin Riedl-Schmied (SPD). Auch Richard Zobel (CSU) mahnte eine zügige Sanierung des Gebäudes an. "Die Einrichtungen entwickeln sich schließlich zu Ganztagsschulen", so Zobel. "Da darf man nicht sparen." Alexius Batzer (KI) forderte, Prioritäten zu setzen und das Geld in die Hand zu nehmen. "Wir sollten das jetzt so hinkriegen, damit wir die nächsten 30, 40 Jahre Ruhe haben."
Der Stadtrat stimmte schließlich doch einstimmig für den vorliegenden Planungsentwurf und akzeptierte damit die erwarteten Kosten als Grundlage für den Zuschussantrag.
Sollten die anvisierten Zuschüsse, vor allem die Mittel über das Konnexitätsprinzip nicht wie erwartet zur Verfügung stehen, will die Stadtverwaltung wieder im Stadtrat berichten. Die Entscheidung des Gremiums hatte übrigens eine unmittelbare Folge: Der Kurier konnte sich samt Zuschussantrag auf den Weg nach Augsburg machen.