Tannheim (bsk). - Sie tragen alle dieselben pechschwarzen Langhaarperücken, dazu hohe Lederstiefel sowie in Rot glitzernde Umhänge, die sie bald abstreifen werden. Sie tanzen wild, aber trotzdem rhythmisch und synchron zu der aus den Boxen dröhnenden Bass-Musik. Die Musik klingt bedrohlich, und man könnte fast meinen, es handle sich bei den Tänzerinnen um Vampire. Falsch. Es ist die Steinheimer Faschingsgarde, die innerhalb der Showtanz-Nacht ihren 'Mitternachts-Tanz' zeigt. 'Wir waren wahnsinnig aufgeregt, weil wir vor so einem großen Publikum noch nie aufgetreten sind', erzählen Melanie Luft und Patricia Hieber, die kurz zuvor noch mit der restlichen Faschingsgarde auf der Bühne standen. Da diese ihren Auftritt bei der Showtanz-Nacht in Tannheim bereits relativ früh hatte, können sich die zwei jungen Frauen am Abend 'ganz relaxt' die Darbietungen der anderen Tanz-Gruppen anschauen.
Elf Gruppen aus der Region präsentieren ihre einstudierten Tänze im Tannheimer Dorfgemeinschaftshaus, das mit über 700 Besuchern bis zum letzten (Steh-)Platz gefüllt ist. Das Programm gestaltet sich höchst abwechslungsreich: Die Tänzerinnen der Memminger Prinzengarde beispielsweise betreten die Bühne in einem Mafia-Outfit und tanzen zur passenden Musik cool und lässig über die Bühne, die 16 Mitglieder der 'Blackstreet Girls' aus Niederrieden wiederum erzählen mit ihrem Tanz ein kurzes Märchen 'über das Gute und das Böse in der Welt', und die Showtanzgruppe aus Dettingen tanzt stilecht gekleidet in extra weiten Hosen und mit Baseball-Mützen einen Hip-Hop-Tanz. Der Höhepunkt des Abends ist für viele freilich der Auftritt der Showtanzgruppe des SV Tannheim: Sie präsentieren noch einmal ihren Tanz 'Platz der Wunder', mit dem sie bereits bei drei Tanz-Wettbewerben den ersten Platz geholt hatten. Wie Kriegsverwundete schleppen sich die Tänzerinnen mit Krückstöcken und zerfetzten Klamotten auf die Bühne. Doch dann verwandeln sich die angeblich Verletzten plötzlich auf wundersame Weise in eine akrobatisch umhertollende und wild schreiende Meute. Es dauert nicht lange, da klatschen fast alle Zuschauer zu den mittelalterlichen Klängen in die Hände und feuern die Tänzerinnen an. Steht einmal keine Tanzgruppe auf der Bühne, können sich die Besucher einer zweiten Bühne am anderen Ende des Dorfgemeinschaftshauses zuwenden: Dort versucht die Cover-Rock-Band 'Burn Out' in den Tanzpausen und nach Ende der Show das Publikum seinerseits zum Tanzen zu bringen. Die Idee, mit einer Live-Band eine Abwechslung zum Showtanz zu schaffen, hatte Helmut Schneider, Cheforganisator der Showtanz-Nacht. Er läuft an diesem Abend nicht ohne Grund mit einem heiteren Gesichtsausdruck durch das randvolle Dorfgemeinschaftshaus: Sein Konzept 'einer Tanz-Show ohne Wettbewerbsgedanken, bei der allein der Spaß im Vordergrund stehen soll', scheint jedenfalls voll aufgegangen zu sein.