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Artikel: Lauscht Esel "Gustl" andächtig der Botschaft?

24. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Erlebnis-Weihnachtsmarkt Vorbereitungen kurz vor dem Abschluss - Miniatur-Dorf aus Holzscheiten als Beitrag der Mächler

Von Peter Schwarz |Bad HindelangMomentan klingelt das Telefon bei Brigitte Weber beinahe im Halb-Minuten-Rhythmus. Es sind nur noch vier Tage, bis am Freitagabend in Bad Hindelang der siebte Erlebnis-Weihnachtsmarkt seinen Zauber entfaltet, mit Hüttendorf, Stallweihnacht, Weihnachtszug und "Himmelswerkstatt", alles illuminiert von annähernd 200000 Glühbirnen. Die Organisatorin des zu einem bundesweit wirksam gewordenen vorweihnachtlichen Ereignisses wirkt dagegen ganz wie die Ruhe selbst, das windstille Auge im Taifun. Brigitte Weber, das betont sie immer wieder, kann sich eben auf ihr Team verlassen. Die große Helferschar steckt in den letzten Vorbereitungen auf das zehntägige Advents-Spektakel vom 28. November bis 7. Dezember.

Anton Kocher und Martin Brutscher haben ihren Anteil schon beigesteuert - Holzscheit für Holzscheit. Entstanden ist unterhalb des Schlosshofs auf halbem Weg zum Kurhaus ein Miniatur-Dorf mit Kapelle und zwei Häusern. Eine brenzlige Angelegenheit eigentlich, lacht Rentner Kocher, der sich mit seiner Frau auch sonst von ganzem Herzen für den 2002 bescheiden begonnenen Weihnachtsmarkt einsetzt.

Schlagkräftig verarbeitet

In wochenlanger Arbeit haben Kocher und Brutscher - beide sind keineswegs "Holzar" oder Zimmerer - Fichten aus dem eigenen Wald zu Kleinholz verarbeitet und die Spalten mühsam, aber kunstvoll aufeinandergetürmt. Entstanden ist so aus lauter Brennholz beispielsweise eine Kapelle, die mit ihrem Türmchen immerhin doppelte Mannshöhe aufweist.

Zwölf Ster haben die beiden verarbeitet. Seinen Ursprung hat die Lego-Bausteinen ähnliche Architektur in der Schweiz, wo entlang des dortigen Jakobs-Pilgerwegs derlei Holzscheitdörfer gesichtet wurden.

Die künstlerisch aufgeschichteten Holzbeigen sind nur eine von vielen Augenfälligkeiten des Erlebnismarkts, der mittlerweile auf ganz Bayern ausstrahlt und Bus-Reisegesellschaften bis nach Hamburg anlockt. Täglich sind bis zu 100 Feuerwehrmänner im Einsatz, um die Flut der motorisierten Weihnachtsmarkt-Besucher in geordnete Bahnen zu lenken.

Dabei will Organisatorin Weber, die in der Startphase bei Autobahnfahrten die Adressen von Bussen notierte, um Reisegesellschaften für den Weihnachtszauber zu erwärmen, jegliche Form von Gigantismus und totalem Kommerz vermeiden. "Wir wollen das Liebevolle und Märchenhafte bewahren", strahlt die Hindelangerin genauso wie die kunstvoll in Bäumen verwobenen Weihnachtslämpchen.

Eine Herzensangelegenheit, so versichert sie, ist ihr die "Alpenländische Stallweihnacht" zum Auftakt am Freitag und danach mit fünf Wiederholungen. Kein Theaterspiel wird das sein, sondern eine weihnachtliche Vorlesestunde mit stummen Komparsen und lebendigen Tieren. Heuer übernehmen Petra und Christian Schaub mit dem fünf Monate alten "Jesuskind" Anna-Lena den Part der Heiligen Familie.

Ob da neben dem stoischen Ochsen im Stall zu Bethlehem endlich mal der für seine Sturheit berühmt-berüchtigte Esel "Gustl" beflissener der christlichen Botschaft lauscht, bleibt für Weber eine Zitterpartie. Sicherheitshalber wird dem Langohr eine Matratze untergelegt, damit es nicht den Stallboden durchtritt.