Kempten(buc). 'Prothesenbau - das ist einfach meins. Mein Beruf und meine Berufung': Für Kurt Dambeck stand sein Berufswunsch fest, seit er elf Jahre alt war. Da verlor der heute 56-Jährige bei einem Unfall den rechten Unterschenkel. Seitdem lässt ihn das Thema Beinprothese nicht mehr los. Morgen, Samstag, eröffnet der Inhaber des Vitalhauses Dambeck sein Prothesentestzentrum: 'Deutschlandweit das zweite seiner Art und im Allgäu das erste.' Bis zum 2002 eröffneten Vitalhaus in der Memminger Straße war es ein weiter Weg: Gesellenjahre in München, 1973 Meisterprüfung an der Bundesfachschule für Orthopädietechnik in Frankfurt, Arbeit bei einer großen Firma im Schwarzwald. 1982 machte sich Dambeck in seiner Heimatstadt Kempten dann selbständig. Zuerst 'von null weg' mit einem Geschäft in der Bodmanstraße. Zehn Jahre später wechselte die Firma in größere Räume in die Warthenseestraße hinterm Kornhaus. Doch auch dort wurde es schließlich zu eng: Seit zwei Jahren ist die Firma Dambeck in der Memminger Straße ansässig. Neben Beinprothesen bietet sie ein volles Sanitätshaus-Sortiment und eine Reha-Abteilung mit Produktbereichen wie Rollstühle, Pflegebetten oder Sauerstoff. Seit gut zehn Jahren gibt es auch eine Filiale in Sonthofen. 43 Mitarbeiter zählt die Firma in Kempten, davon alleine elf in der Verwaltung: 'Für einen Betrieb unserer Größe ist das sehr viel, aber nicht anders zu machen', bedauert Dambeck die Zwänge von immer mehr Dokumentation und Bürokratie, die auch seine Branche voll treffen. Darum müsse die Firma auch stets Wege suchen, Kosten zu sparen. Nicht nur wegen des steigenden 'Papierkrams'. Dambeck: 'Die Preise, die wir von den Kostenträgern erstattet bekommen, sind seit sechs Jahren fest. Aber die Preise der Lieferanten gehen von Jahr zu Jahr nach oben.'
Von 8000 bis 22000 Euro Preise, die es in sich haben, wenn man aufs Endprodukt schaut: Zwischen 8000 und 22000 Euro kosten Oberschenkelprothesen. Sie bieten heute dank High-Tech-Stoffen und viel Elektronik Komfort und Sicherheit, von denen der junge Dambeck nach seinem Unfall nur träumen konnte. Heute ist es auch kein Problem mehr, Prothesen kosmetisch so zu verkleiden, dass sie auf den ersten Blick nicht mehr als solche zu erkennen sind: 'Die Form- und Farbgestaltung ist enorm wichtig für die Lebensqualität', meint Dambeck. Allein 21 Farben gibt es, um Zehennägel möglichst realistisch aussehen zu lassen. Auch Adern oder Haare finden sich in den lebensecht gefärbten Silikon-Überzügen moderner Prothesen. Allerdings ist die beste Prothese nur so gut wie ihre Anpassung an den Stumpf des Trägers. Diese individuelle Anpassung erfolgt im Hause Dambeck. Noch besser soll diese Anpassung nun durch das Prothesentestzentrum werden. Laser ermitteln die Lot-Linie und helfen mit, die Passteile optimal zur Körperbelastungslinie zu justieren. Kameras ermöglichen - gestützt durch EDV - eine Video-Ganganalyse auf dem Laufband und auf der Außenbereichs-Teststrecke, erklärt Dambeck. 'Im richtigen Leben gibt's ja nicht nur schön ebene Flächen, sondern Steine oder gerissenen Asphalt: Auch das können wir auf unserer Teststrecke simulieren und das Verhalten verschiedener Prothesen besser testen.'