Rund 800 Zuschauer beim Flutlichtrennen des Horner-Clubs Siggen - Töllkühn talwärts Maierhöfen (sen). Wer sich auf diesen Sport einlässt, der hat keine schlechte Wahl getroffen: Ein Horner-Pilot ist schon nach einer knappen Minute mit dem sportlichen Teil seiner Arbeit fertig und kann sich anschließend im Zielbereich den angenehmen Dingen seiner Sportart widmen: Glühwein, Grillwurst und ein Kuss der Freundin lassen die Strapazen des etwa 20-minütigen Aufstiegs zum Start mit dem rund 40 Kilogramm schweren Schlitten auf dem Rücken schnell vergessen..
Beim 19. Internationalen Flutlichtrennen des Horner-Clubs Siggen am Maierhöfener Fluckenlift sorgten 56 Herren-, sieben Frauen- und vier Jugendteams für Begeisterung bei den Schaulustigen. Während sich die rund 800 Zuschauer hauptsächlich an den im Zielbereich lodernden Holzfeuern aufwärmen, kommen die Aktiven von alleine ins Schwitzen. Huckepack nehmen die Hornerer ihr Sportgerät auf den Rücken und stapfen mit schweren Schritten durch den knöchelhohen Neuschnee, der seit Stunden auf die Piste fällt. Sie haben dabei rund 150 Höhenmeter zu bewältigen und prägen sich während des Aufstiegs die Eigenheiten der von Kurssetzer Michael Müller mit blauen und roten Toren ausgeflaggten, rund 500 Meter langen und mit zahlreichen Richtungsänderungen gespickten Strecke ein. Oben angekommen widmen sich die Piloten erst einmal ausgiebig ihren Gefährten. Kufen werden gewachst, der Sitzbalken blankgewischt und die Ausrüstung angezogen. Handschuhe, Helm und festes Schuhwerk - mehr braucht es an vorschriftsmäßiger Kleidung nicht. Wie es unter der Lederhose, dem Skianzug oder der Jeans aussieht, geht schließlich keinen etwas an. Nur soviel verrät ein Schlittenlenker aus Österreich: 'Lange Unterhosen sind tabu.' Fragen nach dem 'drunter' verbieten sich natürlich, wenn man mit den Damenteams ins Gespräch kommt. Wichtig ist nur, dass die Amazonen den Mannsbildern in nichts nachstehen wollen und das dadurch beweisen, dass die Drittplatzierten des Damenrennens, Anja Jakob und Sandra Giselbrecht vom HC Stiefenhofen mit ihrer Zeit von 40,73 Sekunden immerhin die Hälfte der Herrenschlitten hinter sich gelassen hätten.'Der Neuschnee stellt die Piloten vor Probleme', glaubt Thomas Bühler, Vorsitzender des HC Siggen, denn 'erstens gilt es, das richtige Wachs zu erwischen, und zweitens ist die Sicht durch das Schneegestöber sicherlich beeinträchtigt.' Während sich die Athleten auf den insgesamt 67 Schlitten mit tollkühn anmutenden Techniken talwärts stürzen, werden auf halber Streckenhöhe die Gaudischlitten für den Abschluss des Renntages vorbereitet. In der Tat wirken die grazil auf die Schlitten montierten Aufbauten - eine Badewanne, zwei Unimogs, ein Sanka mit Blaulicht sowie ein Fantasiemobil auf Kufen - nicht so, als würden sie eine Abfahrt von ganz oben heil überstehen. Blaue Flecken sind 'Trophäen' Als doch wieder einmal die Besatzungen und Schlitten allen Unkenrufen zum Trotz unversehrt - abgesehen von blauen Flecken und kleineren Prellungen, die in diesem Sport schließlich als 'Trophäen' gelten - unten angekommen sind, zeigt die Frage eines Piloten an seinen Hintermann unmittelbar nach der Zieldurchfahrt, dass die eisenharten Hornerer durchaus zu Gefühlen fähig sind: 'Bisch"t eigentli" scho no da?' Ergebnisse: Herren: 1. Michael Müller, Klaus Felder (HC Siggen) 36,03 Sekunden; 2. Werner Kolb, Hans Dentler (HC Siggen) 36,71; 3. Gerhard Bühler, Vitus Kulmus (HC Siggen) 36,89. - Frauen: 1. Anna Müller, Manuela Hilbrand (HC Gunzesried) 38,64; 2. Uli Mayer, Anja Reischmann (HC Siggen) 39,99; 3. Anja Jakob, Sandra Giselbrecht (HC Stiefenhofen) 40,73. - Jugend: 1. Johannes Bahle, Markus Schöneberger (HC Siggen) 43,49; 2. Florian Zeh, Dominic Hassler (HC Siggen) 45,42; 3. Jakob Bodenmüller, Michael Strodel (HC Siggen) 50,84.