Heute feiert Dr. Rolf Hinkel seinen 100. Geburtstag. Der älteren Generation in und um Füssen ist er bestens bekannt, war er doch für viele Jahre der einzige Augenarzt in der Lechstadt. Wenn jemand wie er ein ganzes Jahrhundert auf dieser Welt verbracht hat, hat er viel zu erzählen.
So auch der Wahl-Ostallgäuer, der in Leipzig geboren wurde und dort sein Abitur "baute". Schon der Vater war Augenarzt - so trat der Junior in dessen Fußstapfen und ging zum Studium ins österreichische Graz. Einige Jahre später brachte er es bis zum Chefarzt im Innsbrucker Krankenhaus. 1939 wurde er zu den Waffen gerufen. Dabei verschlug es ihn bis ins norwegische Narvik, wo er als Kommandeur einer Gebirgsjäger-Einheit eingesetzt war. "Da ich keiner war, der den Mund halten konnte, wurde ich wegen ,wehrzersetzender Äußerungen nach Innsbruck zurückbeordert und dann nach Russland strafversetzt", schildert der Jubilar. Von dort kam er kurz vor Kriegsende schwer verletzt nach Innsbruck zurück, von wo er aber später als Deutscher das Weite suchen musste. Er floh ins Tannheimer Tal, wo er sich auf einem Bauernhof in Schattwald eine Zeit lang versteckte.
Praxis in der "Villa Herz"
1946 eröffnete er seine Augenarzt-Praxis in der "Villa Herz" in der Von-Freyberg-Straße in Füssen. Diese führte er bis 2001, also insgesamt 55 Jahre. "Zur Praxisschließung musste ich ihn mit sanftem Druck zwingen" erzählt seine Partnerin Anna Abele-Hinkel, die er, fünf Jahre nach dem Tod seiner Gattin, 1990 in Grän kennengelernt hat. Heute sagt Dr. Hinkel von sich: "Ich bin mit meinem Leben zufrieden und blicke glücklich zurück."