Die grandiose Oberallgäuer Landschaft hat von jeher zahlreiche Künstler angezogen und inspiriert. Einer von ihnen war Hans K. Baier, der seiner Oberstdorfer Wahlheimat mit poetisch verzauberten Stimmungsbildern ein malerisches Denkmal setzte.
Zu seinen Lebzeiten hochgeschätzt wars in jüngster Zeit ein wenig still geworden um den 1976 verstorbenen Maler. Mit einer umfangreichen Ausstellung bringt das Oberstdorfer Kunsthaus Villa Jauss jetzt Werk und Vita Hans K. Baiers wieder in Erinnerung. Seine Tochter Dr. Ursula Kouba hatte dafür ihre persönliche Schatztruhe geöffnet und "Bekanntes und Unbekanntes" aus dem üppigen Fundus ihres Vaters zur Verfügung gestellt.
Dass dieser im "Obersten Dorf" unvergessen ist, bezeugte die lebhafte Publikums-Resonanz bei der Vernissage. Viele hatten ihn noch persönlich gekannt und ergänzten seine romantisch überhöhte Bildersprache mit den persönlichen Facetten eines vielseitig gebildeten, lebensbejahenden und liebenswerten Menschen.
Geboren 1918 in Ulm und aufgewachsen in Weingarten und Bad Wurzach legte Baier seine musische Begabung zunächst auf Eis und wurde Berufsoffizier. Im Krieg schwer verwundet, zog er mit seiner Familie nach Reichenbach und verschrieb sich fortan ganz der Malerei. Ab 1950 lebte und arbeitete er - bis zu seinem plötzlichen Herztod 1976 - in Oberstdorf.
Wie der Laudator des Abends, der aus dem Allgäu stammende renommierte Maler Hans Friedrich, erinnerte, habe er Baier einst als Oberrealschul-Pennäler im Schaukasten beim Café Stempfle bewundert. Über den Umweg seines persönlichen künstlerischen Werdegangs und der allgemeinen Kunstszene näherte Friedrich sich allmählich dem Schaffen Baiers.
Dieser habe "die Landschaft neu erfunden" und in hoher Malkultur Bilder voller duftiger Farbigkeit geschaffen. Er habe "Licht und Luft auf die Spitze seines Pinsels genommen" und sich nicht von gängigen Kunstströmungen vereinnahmen lassen. Ausgestattet mit einem fotografischen Gedächtnis habe der Naturfreund Baier "Erdachtes, Gefühltes und Gesehenes gesammelt" und - auf der Schnittstelle zwischen Realität und Poesie - zu "geheimnisvollen romantischen" Landschaftsimpressionen komponiert. Eine "intime" Bildersprache, die -beim Versuch einer Genre-Einordung - vielleicht am ehesten an die Schule von Barbizon erinnert.
Dramatische Wolken türmen sich in faszinierenden Lichtspielen über real vertraute Szenerien im Wechselspiel der Jahreszeiten. Wie beispielsweise das Sujet eines Oberschwäbischen Flussufers, von knorrigen Weiden umsäumt, oder die Serie "Oberstdorfer Berge", eingefangen im gleißenden Licht der Wintersonne und in üppiger sommerlicher Farbenexplosion. Dazwischen Bauernhäuser im zarten Schimmer eines Frühlingslichts und das impressionistisch anmutende flirrende Farbenspiel der Stillach. Meisterlich komponierte wunderschöne Bilder, die - wie der Laudator mutmaßte - auch so etwas wie der Weg eines "Schöngeistes zur Bewältigung persönlicher Leiderfahrung" waren.
Ausstellungsdauer: bis 26. April, geöffnet, donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr.