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Landleben gegen Drogensucht

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Landleben gegen Drogensucht

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    Von Brigitte Unglert-Meyer, Ottobeuren-Klosterwald - Eine Therapie auf dem Bauernhof ist jetzt als neue stationäre Langzeit-Therapie für drogenabhängige und ausstiegswillige Frauen und Männer in Klosterwald unter dem Motto 'Kompass Perspektive' öffentlich vorgestellt worden. Sie sei 'nicht für jeden geeignet, doch für manchen der einzige Weg', meinte Kompass-Geschäftsführer Fritz Schwarzbäcker (Augsburg). In begründeten Fällen sei diese Therapie eine alternative Möglichkeit zum Drogenausstieg. Gesundheitliche und psychische Probleme hätten sich vielfach reduziert und eine berufliche Wiedereingliederung sei meist gelungen, so Schwarzbäcker weiter. Gute Erfahrungen würden seit 1991 aus Oberbayern und bereits schon länger aus der Schweiz und Dänemark vorliegen. Als einer der ersten hat von Klosterwald aus Zoran diese Therapie durchlaufen. Nach einwöchiger Vorbereitung im Kompass-Hof in Klosterwald hat er rund neun Monate auf einem ausgesuchten Bauernhof für Kost und Unterkunft mitgearbeitet. Er war in die Familie mit Kindern eingebunden und konfrontiert mit dem streng strukturierten Lebens- und Arbeitsalltag in einer Landwirtschaft im Jahreskreislauf der Natur und im Umgang mit Tieren. Barbara und Joachim Huber aus Unterjoch berichteten sehr zufrieden von ihren Erfahrungen und würden gern wieder jemanden aufnehmen. Psychotherapeutin Bernadette Bonczinski und der Diplom-Sozialpädagoge Dominik Cammerer betreuen die neue 'Perspektive' mit 18 genehmigten Therapieplätzen. Allerdings müsse die Finanzierung trotz Anerkennung des Konzepts durch die Landesversicherungsanstalt (LVA) Schwaben bei jedem Einzelfall 'auf mühsamem Weg durchgefochten' werden, klagte Schwarzbäcker. Zwei Fälle seien zwischenzeitlich bewilligt, zwölf habe er noch auf der Warteliste.

    Familien sind Herzstück der Arbeit Die aufnahmewilligen Bauernfamilien, die von Kompass-Hof mitbetreut werden, sind das Herzstück der Arbeit. Dort würden die Teilnehmer erfahren, dass sie gebraucht werden, betonte Sozialpädagoge Dominik Cammerer. Dort fänden sie einen festen Platz und Unterstützung, obwohl sie über lange Zeit als 'Verlierer' gegolten hätten. Ottobeurens Bürgermeister Bernd Schäfer zeigte sich fasziniert von dem neuen Konzept, das die Stabilität der Strukturen im ländlichen Bereich nutze, um damit Heilungsprozesse anzuregen. Er freute sich, dass so viele Landwirtsfamilien bereit seien, junge Leute aufzunehmen. Pater Johannes Schaber spendete den kirchlichen Segen. Eine Samba-Gruppe des Kompass-Hofs umrahmte die kleine Feier mit Trommeln und Percussion.

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